06.12.2015 - 11:58 Uhr
Larry Macaulay floh 2011 aus Libyen nach Europa. Seit 2014 lebt er in
Hamburg, wo er Radio Refugee Network gründete, ein Radioprogramm von Flüchtlingen für Flüchtlinge.
Herr Macaulay, was war Ihre Motivation, ein Radio für Flüchtlinge zu gründen?
Als ich RRN im November 2014 gegründet habe, ging es mir vor allem darum, die Leute draußen zu erreichen und die Situation der Menschenrechte in Europa zu verbessern.
Können Sie Ihre Situation während der Flucht 2011 mit der heutigen vergleichen?
Als ich nach Europa kam, waren alle Türen geschlossen, es war schwer, sich fortzubewegen. Heute ist die Situation der Flüchtlinge für jeden sichtbar. Es ist sichtbar, dass die Flüchtlingsströme und deren Handhabung durch die Staaten außer Kontrolle ist.
Oft wird gesagt, dass Flüchtlinge mit zu hohen Erwartungen nach Europa kommen aufgrund von falschen Berichten in deren Heimatländern. Können Sie das nachvollziehen?
Als ich Libyen verließ, war mir die aktuelle politische Lage in Europa bewusst, und ich hatte Freunde, die dort leben. Ich wusste also, was ich erwarten kann. Heute ist das anders: Viele Flüchtlinge sind geschockt über die Zustände hier, weil sie nicht richtig informiert werden. Sie erfahren am eigenen Leib, wie Fremde immer noch ausgegrenzt werden in westlichen Gesellschaften. Das ist weniger sichtbar als es sein sollte.
Worüber informieren Sie Ihre Hörer?
Unser Ziel ist es, Geschichten aus dem Alltag in Europa zu erzählen. Wir wollen die Lebensqualität beschreiben, das Temperament der Einwohner, wie man Freundschaften schließt. Aber unsere Zielgruppe sind nicht nur Flüchtlinge. Wir müssen auch die Einwohner erziehen.
Wie sieht es mit dem Programm der etablierten Medien aus? Bieten die genug für Flüchtlinge?
Ich finde, sie richten den Blick nicht genug auf die Lebensumstände der Flüchtlinge. Ich vergleiche es mit der biblischen Geschichte von David und Goliath: Wir sind David, die großen Medien sind Goliath. Wir sind eine Graswurzelbewegung mit Flüchtlingen, die direkt aus Griechenland und Lampedusa berichten.