Hessens Ex-Ministerpräsident Roland Koch (CDU) wird laut "Focus" doch Vorstandschef des deutschen Baukonzerns Bilfinger Berger.

Frankfurt/Stuttgart - Hessens früherer Ministerpräsident Roland Koch (CDU) wird nach einem Magazinbericht nun doch Vorstandschef des zweitgrößten deutschen Baukonzerns Bilfinger Berger. Das Magazin "Focus" berichtete am Samstag vorab ohne Angabe einer Quelle, der Politik-Aussteiger Koch werde voraussichtlich schon in wenigen Tagen einen Vertrag bei dem wegen Qualitätsmängeln kritisierten Mannheimer Baukonzern unterschreiben. Bilfinger Berger wollte den Bericht am Samstag nicht kommentieren.

Koch hatte im Mai überraschend seinen Rückzug aus der Politik und einen Wechsel in die Wirtschaft angekündigt und war Ende August aus dem Amt geschieden. Seitdem wird über seine berufliche Zukunft spekuliert. Im Sommer hatten Koch und das Unternehmen einen Zeitungsbericht über einen Wechsel zu Bilfinger dementiert. Anfang Oktober hatte Koch außerdem Spekulationen widersprochen, er stehe als Nachfolger von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bereit.

Am Dienstag sagte Bilfinger-Aufsichtsratschef Bernhard Walter, er spreche im Zusammenhang mit der geplanten Neubesetzung des Chefpostens mit einer Reihe von Kandidaten, darunter auch Koch. Eine Entscheidung sei bisher nicht gefallen, diese bedürfe ohnehin noch der Zustimmung der zuständigen Gremien. Derzeit wird der Baukonzern von Herbert Bodner geführt, dessen Vertrag zur Jahresmitte 2011 ausläuft. Der Aufsichtsrat des Unternehmens ist bereits seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Nachfolger für den gebürtigen Österreicher, der seit 1999 an der Unternehmensspitze steht und im kommenden Jahr 63 Jahre alt wird.

Zu Jahresbeginn hatte es gegen Bilfinger Pfuschvorwürfe im Zusammenhang mit U-Bahn-Baustellen in Köln und Düsseldorf und mit einer Schnellbahntrasse in Bayern gegeben. Nahe einer Baugrube in Köln stürzte vor mehr als einem Jahr das Historische Archiv der Stadt ein, dabei starben zwei Menschen. Deutschlands Branchenzweiter hinter Hochtief räumte Qualitätsmängel bei den U-Bahn-Baustellen ein, bestritt aber Mängel an der ebenfalls kritisierten ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt.

Beim Neubau der Autobahn von Hamburg nach Bremen löste sich Fahrbahnbelag über mehrere Kilometer auf, was einem Gutachten zufolge an Materialfehlern lag.