Pressekodex, Volontariat und Stehsatz – was sich dahinter verbirgt, können Schülerinnen und Schüler auch im neuen Schuljahr beim Projekt „Zeitung in der Schule“ erfahren.
Eine Frage kommt quasi immer: „Wie viel verdient man als Redakteurin?“ Und damit die Schülerinnen und Schüler sich gleich selbst im Recherchieren ausprobieren können, lautet die Antwort, dass man das im Gehaltstarifvertrag für Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen nachschauen kann – sofern der jeweilige Arbeitgeber nach Tarif bezahlt.
Unzählige Fragen aller Art sind bei den Unterrichtsbesuchen im Rahmen des Projekts „Zeitung in der Schule“ bereits beantwortet worden, das die Stuttgarter Zeitung seit mehr als 40 Jahren anbietet. Die Stuttgarter Nachrichten sind seit 1985 mit „Nachrichten in der Schule“ im Dienste der Medienbildung tätig. Über drei beziehungsweise vier Wochen erhalten Kinder und Jugendliche täglich kostenfrei die Print- oder Digitalausgabe, für Lehrerinnen und Lehrer steht passendes Unterrichtsmaterial zur Verfügung, um das Medium Zeitung zu behandeln. Dabei geht es vor allem darum zu lernen, woran man seriöse Nachrichten erkennt und weshalb es wichtig ist, sich auf Informationen zu verlassen, die von Profis beschafft, geprüft und aufbereitet worden sind.
Redakteurinnen und Redakteure sind Profis
Denn Redakteurin oder Redakteur ist ein Beruf, der eine zweijährige Ausbildung voraussetzt: Im Volontariat lernt der journalistische Nachwuchs unter anderem, welche Textformen es gibt, wie man sauber recherchiert, Informationen prüft oder gute Interviews führt und welche rechtlichen Vorgaben man in der Berichterstattung einzuhalten hat. Schließlich – auch das ist häufig Thema bei den Besuchen im Klassenzimmer – müssen sich Journalistinnen und Journalisten an Regeln halten. So ist etwa im Pressekodex festgelegt, wie der Schutz der Persönlichkeitsrechte insbesondere im Zusammenhang mit Kriminalfällen zu erfolgen hat: Ein Mörder darf in den Medien erst dann als solcher bezeichnet werden, wenn ein Gericht ihn wegen Mordes – für den bestimmte Merkmale erfüllt sein müssen – verurteilt hat, Vorverurteilungen sind unzulässig.
Workshops für Lehrkräfte
Workshops auch für Lehrkräfte Mehr als 9700 Schülerinnen und Schüler in Grund- und weiterführenden Schulen haben im Schuljahr 2024/2025 am Medienbildungsprojekt der Stuttgarter Zeitung teilgenommen. Erstmals gab es im vergangenen Schuljahr im Rahmen eines Pädagogischen Tags auch Workshops für Lehrerinnen und Lehrer zu Fake News und zum Umgang mit schlechten Nachrichten. Darüber hinaus engagieren sich Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten rund um den Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai bei den Schülermedientagen, die in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) und weiteren Medien veranstaltet werden. Auch dabei gehen Journalistinnen und Journalisten an Schulen und klären Jugendliche über Fake News auf. Denn Medienbildung ist in Zeiten, in denen die Pressefreiheit bedroht ist und Falschinformationen dank Künstlicher Intelligenz immer perfider werden, wichtiger denn je.
Es wird persönlich
Für die Redakteurinnen und Redakteure ist der Austausch mit der Leserschaft von morgen ebenfalls spannend. Und mitunter wird es persönlich: „Sind Sie immer zufrieden mit Ihren Artikeln?“, wollten Schülerinnen und Schüler einer neunten Klasse eines Filderstädter Gymnasiums im vergangenen Frühjahr wissen. Vermutlich ist kein Mensch „immer zufrieden“ mit seiner Arbeit – aber man kann bei jedem Text sein Bestes geben und stetig daran arbeiten, noch besser zu werden. Ganze 58 Fragen hatten die Jungen und Mädchen gesammelt, darunter einen Klassiker: „Was macht man, wenn die Zeit für einen Artikel nicht ausreicht oder wenn man zu wenig Informationen hat?“ Ganz klar: Wenn ein Text noch nicht druckbar ist, wird er zur Not geschoben. Dabei entsteht aber trotzdem keine Lücke in der Zeitung, denn für Notfälle gibt es neben den Nachrichtenagenturen immer noch den sogenannten Stehsatz. Darin schlummern Artikel, die schon fertig, aber nicht unbedingt an einen festen Erscheinungstag gebunden sind.
Im Gegensatz dazu ist eine andere Frage schnell beantwortet: „Meinen Sie, dass Ihr Beruf langweilig werden kann?“ „Nein, nie!“