Immer mehr Menschen bestellen Medikamente online – auch rezeptpflichtige Produkte. Doch auf eine fachlich kompetente Beratung vertrauen sollten Kunden nicht.

Bei rezeptfreien Arzneimitteln macht der Online-Versandhandel mittlerweile einen Marktanteil von etwa 20 Prozent aus. Die Stiftung Warentest hat elf umsatzstarke Anbieter in den Blick genommen, die auf dem deutschen Markt aktiv sind, davon vier aus dem EU-Ausland. Bewertet wurden unter anderem die fachliche Qualität, der Service, die Bedienung der mobilen Website oder der Schutz persönlicher Daten.

 

Wer hat am besten abgeschnitten? Sieger im Versandapotheken-Test ist der niederländische Anbieter Docmorris, der mit einer Note von 2,5 als einziger knapp die Gesamtbewertung „Gut“ erhält. Auf den nächsten Plätzen folgen Medpex (Note 2,8) und Sanicare (Note 2,9). In der relevantesten Rubrik – fachliche Qualität – , für die Stiftung Warentest die pharmazeutische Aufklärung und Beratung getestet hat, schneiden die drei befriedigend ab und sind damit am ehesten zu empfehlen. Die Anbieter Medikamente-per-Klick und Apotal wurden aufgrund mangelhafter fachlicher Qualität am schlechtesten bewertet. Die aufgedeckten Schwächen seien bedenklich, sagt die Organisation. Denn wer schlecht informiert werde, bekomme womöglich die falsche Therapie und riskiere Schäden.

Wie viel kann tatsächlich gespart werden?

Viele Versandapotheken werben offensiv mit Prozenten auf rezeptfreie Mittel. Diese unterliegen in Deutschland keiner Preisbindung. Stiftung Warentest hat für den Preis-Test über drei Monate eine immer gleiche Sammelbestellung aufgegeben und an Stichtagen die Kosten erhoben. Und tatsächlich lässt sich kräftig sparen: im besten Fall 39 Prozent im Vergleich zum Listenpreis. Preise von Versandapotheken können mit Suchmaschinen wie Medipreis.de oder Medizinfuchs.de verglichen werden. Versandkosten sollten dabei berücksichtigt werden, diese entfallen oft bei einem bestimmten Bestellwert oder bei einer Bestellung mit Rezept.

Wo liegen die Schwachstellen?

Versandapotheken sind verpflichtet, pharmazeutisch zu beraten, und nennen meist eine kostenlose Telefonnummer auf ihrer Website. Mit zuverlässigen Hinweisen auf Wechselwirkungen rechnen dürfen Verbraucher jedoch nicht, stellt Stiftung Warentest fest, die die telefonische Beratung sowohl zu rezeptfreien als auch rezeptpflichtigen Mitteln geprüft hat. Hierfür reichten Testpersonen je ein Rezept ein und bestellten zudem ein rezeptfreies Mittel. In beiden Fällen waren Wechselwirkungen möglich – doch weniger als die Hälfte der Apotheken wies auf die Risiken hin. „Insbesondere in der pharmazeutischen Beratung müssen Versandapotheken ihr Wissen besser nutzen, zum Beispiel durch eine Apothekensoftware, die einen Prüfservice bietet“, sagt die Projektleiterin Katrin Andruschow. Ein weiteres Problem: Nach der Einnahme weiterer Medikamente fragten nur zwei Apotheken. Wer also Wechselwirkungen vermeiden will, sollte die Apotheke von sich aus auf bereits eingenommene Medikamente hinweisen. Manchmal legen Versender Mitteilungen zu Medikamenten in das Paket, bei denen es zu Wechselwirkungen kommen kann.

Womit punkten Versandapotheken?

In Sachen Lieferung, mobiler Website und dem Schutz persönlicher Daten schnitten alle getesteten Versandapotheken gut bis befriedigend ab. Das Bestellen und Zahlen funktionierte meist, und die Päckchen kamen in der Regel nach wenigen Tagen an. Nicht alle Versandapotheken sorgen hingegen dafür, dass die Ware nicht bei Minderjährigen oder Nachbarn landet. „Hilfreich wären hier etwa entsprechende Hinweise auf dem Päckchen“, sagt Andruschow.

Info: Wie testet man eine Versandapotheke?

Prüfung
Alle Prüfungen von Stiftung Warentest fanden von August bis November 2021 statt, die Anbieterbefragung im Januar und Februar 2022. Auch 2014 und 2017 hatte die Verbraucherorganisation bereits Versandapotheken getestet, mit ähnlichen Ergebnissen.

Versandhandel
Dieser ist in Deutschland seit 2004 erlaubt. Von circa 19 000 Apotheken in Deutschland haben etwa 3000 eine Versandhandelserlaubnis. 150 Apotheken betreiben den Online-Handel in größerem Rahmen.