Experten forschen, wie die Medikamenteneinnahme sicherer werden kann – und geben Patienten Tipps. Wir haben die wichtigsten Hinweise zusammengetragen.

Stuttgart - Eine Pille fürs Herz, eine für den Magen und am Abend noch ein Schlafmittel – insbesondere Senioren nehmen oft mehr Medikamente ein, als ihnen gut tut. Oder vergessen gar die Einnahme. Das hat Folgen: Denn falsch dosierte oder eingenommene Medikamente sowie eine ungünstige Kombination verschiedener Pillen und Tropfen sind laut dem Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) die häufigsten Ursachen von sogenannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Diese machen fünf Prozent aller Einweisungen ins Krankenhaus aus. Bei zwei Prozent der Betroffenen führen diese Nebenwirkungen zum Tod.

 

Gelkapseln mit Sensoren oder automatische Pillenboxen

Inzwischen sind Forscher damit beschäftigt, Patienten und älteren Menschen die Medikamenteneinnahme sicherer zu machen. In den USA beispielsweise werden Gelkapseln von bestimmten Medikamenten mit einem kabellosen Sensor versehen. Sobald er mit dem Magensaft in Berührung kommt, wird ein Funksignal ausgesendet, das von einem Detektor empfangen wird, den der Patient mit sich trägt. Der wiederum schickt eine Botschaft an den behandelnden Arzt. Für Patienten mit Schizophrenie ist die digitale Pille bereits zugelassen, Versuche bei Schmerzpatienten sind noch im Gange.

Die digitale Technik wollen sich auch Forscher der Universität Stuttgart zunutze machen: Sie planen in Zusammenarbeit mit einer Medizintechnikfirma die Entwicklung einer vollautomatischen Pillenbox. Diese soll die Medikamente zur vorgegebenen Einnahmezeit in der exakten Dosis bereitstellen und die Patienten per Signal an die Einnahme erinnern. Möglich sollte es dann auch sein, das Gerät so zu programmieren, dass auch Pfleger oder Angehörige signalisiert bekommen, ob der Patient die Arznei auch wirklich geschluckt hat. In einem weiteren Schritt sollen dann die Apotheken eingebunden werden, die das benötigte Medikament bereitstellen. Rund 500 000 Euro an Fördermitteln stehen den Wissenschaftlern für das Projekt bereit, das auch vom Bundeswirtschaftsministerium getragen wird.

Das können Patienten selber tun

Bis solche digitale Lösungen auch auf dem Markt sind, bleibt Patienten nichts anderes übrig, als selbst auf die korrekte Einnahme zu achten. Dazu haben Experten wie das Aktionsbündnis Patientensicherheit einige Tipps zusammengestellt: Einnahme Tabletten sollten stets im Stehen oder mit aufgerichtetem Oberkörper eingenommen werden. So bleiben diese nicht in der Speiseröhre stecken oder im Magen kleben. Vorsicht ist geboten bei Mineralwasser, Grapefruitsaft, Milch, Kaffee, Tee, Alkohol. Die Inhaltsstoffe können mit den Wirkstoffen der Arznei Nebenwirkungen entwickeln. Uhrzeit „Medikamente nüchtern einnehmen“ bedeutet: frühestens eine Stunde vor dem Essen. „Zum Essen“ bedeutet, dass der Patient die Pille etwa fünf bis zehn Minuten nach dem Essen einnehmen sollte. Wer „nach dem Essen“ seine Medikamente schlucken sollte, muss nach der Mahlzeit mindestens zwei Stunden warten. Wichtig ist: Bei regelmäßiger Einnahme sollte der Zeitpunkt möglichst der gleiche sein. Wurde die Einnahme vergessen, darf auf keinen Fall die doppelte Dosis eingenommen werden.

Teilen Eine Kerbe in der Tablette bedeutet nicht, dass man sie teilen kann. Sie dient oft nur der Optik. Grundsätzlich sollten Tabletten nur nach Rücksprache mit dem Arzt oder dem Apotheker geteilt werden – dann mit einem Tablettenschneider. Viele Kapseln und Dragees haben einen Schutzfilm gegen die Magensäure, damit sich die Wirkstoffe erst im Darm auflösen. Das Teilen könnte diesen Schutz zerstören.

Haltbarkeit Auf Medikamentenpackungen steht das Verfallsdatum. Wird dieses überschritten, sollte das Medikament entsorgt werden – und zwar im Hausmüll. Keinesfalls sollten Pillen und Co. ins Klo gespült werden. Augentropfen und von der Apotheke angerührte Arzneimittel sind meist nur vier bis sechs Wochen haltbar. Hier ist es daher wichtig, das Öffnungsdatum auf der Verpackung zu notieren. Nasentropfen sollten nach jeder Erkältung entsorgt werden, weil sich sonst Keime ansammeln können. Aufbewahrung Arzneimittel sollten stets an einem trockenen Ort aufbewahrt werden, der für Kinder nicht zu erreichen ist. Bad und Küche sind aufgrund der Temperaturschwankungen und der Luftfeuchtigkeit ungeeignet. Auch Orte in der Nähe von Heizung oder Fensterbank sind für Arzneien tabu. Manche Medikamente müssen im Kühlschrank aufbewahrt werden. Hinweise für die Lagerung gibt der Beipackzettel.