Resistente Erreger bereiten Medizinern seit Jahren Kopfzerbrechen. Neue Mittel sollen nun entwickelt werden. Doch diese zaubert man nicht so einfach aus dem Hut.

Stuttgart - Immer wieder müssen Kliniken Krankenstationen schließen, weil Bakterien das Leben der Patienten gefährden. Erst am Wochenende sind an der Berliner Charité Säuglingsstationen geschlossen worden, nachdem ein Frühchen wegen einer Infektion gestorben war. Der Erreger gehört zur Gruppe der Serratia. Die Serratien-Keime kommen überall in der Umwelt und in der Darmflora vor und stellen für gesunde Menschen in der Regel kein Risiko dar. Kritisch können die Erreger aber für Patienten mit geschwächter Immunabwehr oder für extrem unreife Frühgeborene werden. Bis jetzt sind Serratien-Infektionen mit Antibiotika gut zu behandeln – anders als etwa der multiresistente Klinikkeim ESBL, an dem in Bremen im vergangenen Jahr drei Neugeborene starben.

 

Diese multiresistenten Klinikkeime bereiten Medizinern schon seit Jahren Kopfzerbrechen. Multiresistent bedeutet, dass die Erreger mit gängigen Medikamenten nicht mehr bekämpft werden können. Sie sprechen auf die jahrzehntelang als Allzweckwaffen eingesetzten Mittel, die Antibiotika, nicht mehr an. Diese Resistenzen können sich rasant ausbreiten, wie etwa Staphylococcus aureus zeigt, ein normalerweise harmloser Bewohner der menschlichen Schleimhäute. Zu Beginn der neunziger Jahre konnten diese Erreger noch mit dem Antibiotikum Methicillin behandelt werden. Doch inzwischen haben sich widerstandsfähige Bakterienstämme entwickelt: Man nennt sie MRSA, Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus. Diese Bakterien werden durch Methicillin nicht abgetötet. Mittlerweile können sich die Bakterien auch gegen andere Mittel wie Cephalosporine oder Penizilline wehren, daher sprechen manche Experten umgangssprachlich von multiresistenten Staphylokokken.

Die Resistenzen sind problematisch, da diese Mittel bei Staphylokokken als Standardtherapie eingesetzt werden. Es gibt zwar noch sogenannte Antibiotika der zweiten oder dritten Generation als Notlösung, doch sollten sich gegen diese Substanzen ebenfalls Resistenzen bilden, stünde man vor einem fast unlösbaren Problem. Die Liste der resistenten Keime wird immer länger. Sie tragen komplizierte Namen wie etwa Acinetobacter baumannii oder Clostridium difficile oder werden der Einfachheit halber mit Buchstaben abgekürzt, wie etwa MRSA oder ESBL.

Lange dachte man, dass man mit den Antibiotika die Infektionskrankheiten im Griff haben würde. Die meisten Pharmakonzerne interessierten sich daher nicht mehr für derartige Substanzen und stellten die Forschung ein. Doch die schützende Mauer gegen die lebensbedrohlichen Bakterien aller Art bröckelte, und neue Mittel fehlen nun. Hinzu kommt, dass sich mit Antibiotika nicht viel Geld verdienen lässt. Die Suche nach neuen antibiotisch wirksamen Mitteln ist jedoch teuer.