Forscher haben Alzheimer-typische Ablagerungen in den Gehirnen von einigen Patienten gefunden, die eine Hormonspende erhalten hatten. Womöglich waren diese Spenden mit krankhaften Eiweißen verunreinigt. Das bedeute aber nicht, dass Alzheimer an sich ansteckend sei, sagen die Forscher.

Stuttgart - Bei Eingriffen wie Hirn-OPs könnten Alzheimer-typische Eiweiße auf gesunde Menschen übertragen werden. Hinweise darauf fanden britische Forscher bei Verstorbenen, die zur Behandlung von Kleinwuchs verunreinigte Wachstumshormone aus menschlichem Gewebe erhalten hatten, wie sie im Fachmagazin „Nature“ berichten. Ob die früh gestorbenen Patienten jemals Alzheimer bekommen hätten, ist allerdings unklar. Bei der Pflege oder dem Umgang mit Alzheimer-Patienten bestehe aber keine Gefahr einer Ansteckung, betonen die Experten.

 

Die Forscher um Zane Jaunmuktane vom National Hospital for Neurology and Neurosurgery in London untersuchten Patienten, die an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) – einer Hirn-Erkrankung – gestorben waren. Sie hatten als Kind Wachstumshormone von Verstorbenen erhalten, die vermutlich mit Prionen verunreinigt waren. Prionen bestehen aus Eiweißmolekülen, die auch im Gehirn gesunder Menschen vorkommen. Unter gewissen Umständen verändern sie ihre Form. Diese Fehlfaltung kann dann wie in einer Kettenreaktion auf die gesunden Eiweiße übertragen werden. Sie verklumpen, lagern sich im Gehirn ab und rufen die CJD-typischen Symptome hervor.

Die Wissenschaftler untersuchten acht dieser Patienten, die im Alter zwischen 36 und 51 Jahren an CJD gestorben waren. Die Forscher entdeckten in ihrem Gehirn neben den CJD-Merkmalen auch Ablagerungen von Amyloid-Beta-Eiweißen in den Blutgefäßen und in der grauen Substanz des Gehirns. Diese Plaques sind typische Kennzeichen von Alzheimer und bei jüngeren Menschen sehr ungewöhnlich. Bei Patienten, die an anderen Prionen-Erkrankungen verstorben waren und die zuvor keine menschlichen Wachstumshormone erhalten hatten, entdeckten die Forscher solche Auffälligkeiten nicht.

Die Hormonspenden gibt es heute nicht mehr

Aus diesen Beobachtungen entwickelten sie folgende Theorie: Einige der Hormonspender hatten Alzheimer gehabt. Dadurch konnten Amyloid-Beta-Eiweiße auf den Empfänger der Hormone übertragen werden. Im Gehirn sorgten sie über einen Domino-Effekt für die Fehlfaltung körpereigener Amyloid-Beta-Eiweiße, die typisch für Alzheimer sind. Die Amyloid-Beta-Eiweiße würden sich nach dieser Theorie ähnlich wie Prionen verhalten. Die Ablagerung sogenannter Tau-Proteine – ein weiteres Alzheimer-Anzeichen – war jedoch nicht zu beobachten. Womöglich hätten die Patienten diese aber entwickelt, wenn sie nicht zuvor an CJD verstorben wären, schreiben die Forscher.

Mittlerweile werden die gespendeten Hormone anders gewonnen: Seit 1985 stellt man sie nach Angaben des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Krankheiten (DZNE) biotechnisch her. Eine potenzielle Gefährdung über diese Präparate könne deshalb ausgeschlossen werden. Die Autoren der Studie fordern jedoch, dass geprüft werde, ob bei medizinischen Eingriffen Amyloid-Beta-Eiweiße übertragen werden können. Es sei bekannt, dass diese Eiweiße an Metalloberflächen hafteten.