Tonsillen haben eine typische Bauform: Tiefe Furchen und Ritzen vergrößern die Oberfläche des Gewebes. Fremdkörper werden hier abgefangen und identifiziert. Viren, Bakterien, Parasiten und andere Krankheitserreger werden dem Immunsystem präsentiert. Zudem werden die Immunzellen in den Mandeln umgehend aktiv. Sie bekämpfen die Krankheitskeime und melden sie wie eine Art Frühwarnsystem an die anderen Immunorgane. Darüber hinaus entsteht hier ein Teil des immunologischen Gedächtnisses – und dies ist für die Entwicklung des kindlichen Abwehrsystems von großer Bedeutung. Vor allem in den ersten Lebensjahren sind die Mandeln daher wichtig, da das Abwehrsystem des Kindes noch relativ unreif ist und erst sensibilisiert werden, daher also lernen muss, die Vielfalt der möglichen Krankheitserreger zu erkennen. „Bei der ambulanten Teilentfernung der Gaumenmandeln bleibt die Mandel in ihrer Funktion als Abwehrorgan erhalten. Außerdem ist das Blutungs- und auch das Nachblutungsrisiko deutlich geringer als bei der kompletten Entfernung, und die Kinder sind fast schmerz- und beschwerdefrei“, sagt Peter Plinkert, Ärztlicher Direktor der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Universität Heidelberg, der AOK Baden-Württemberg. Häufig könnten die Kinder unmittelbar nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen und erlebten keine belastende Trennung von den Eltern. Meist wird das Mandelgewebe weggelasert. Mit unterschiedlichen Arten von Lasern wird die Hälfte der vergrößerten Gaumenmandeln entfernt. Auf diese Weise entsteht wieder mehr Platz im Rachenraum – das Kind kann wieder atmen, schlucken und sprechen.

 

Allerdings darf diese Operation nicht durchgeführt werden, wenn die Mandeln chronisch entzündet sind. Chronisch entzündete Mandeln verlieren ihre natürliche Funktion, egal ob bei Kindern oder Erwachsenen, weil das entzündete Gewebe das Immunsystem belastet und nicht entlastet. Je häufiger sich die Mandeln entzünden, desto anfälliger werden sie für hartnäckige und wiederkehrende Infektionen. Wenn die Mandeln durch häufige Entzündungen vernarbt und in ihrer Gewebsstruktur verändert sind, bilden sie einen guten Nährboden für Bakterien und andere Erreger. Die chronische Erkrankung verläuft dann oft ohne auffällige Symptome, stellt aber einen Entzündungsherd dar, der leicht Komplikationen nach sich zieht. Bei chronischen Mandelentzündungen raten Mediziner zu einer vollständigen Entfernung. Würden in diesen Fällen nur Teile des häufig entzündeten Gewebes entfernt, bliebe der Erkrankungsherd im Körper zurück.

In jedem Fall gilt: Probleme mit den Mandeln sollten immer mit einem Hals-Nasen-Ohren-Facharzt besprochen werden. Nur dieser kann entscheiden, ob und welche Art der Operation notwendig ist.