Der amerikanische Rekordschwimmer Michael Phelps hat das Geheimnis seiner braunen Hautmale gelüftet: Sie kommen vom Schröpfen.
Stuttgart - Blaue Brillen oder Globuli: Unkonventionelle Methoden sind im Sport immer wieder gefragt – wer weiß, vielleicht helfen sie ja tatsächlich, auch wenn die wissenschaftlichen Belege dünn oder gar nicht vorhanden sind. Und nun auch Schröpfen, neudeutsch Cupping genannt: Darauf scheint der US-Rekordschwimmer Michael Phelps zu schwören.
Er mache das Schröpfen schon länger vor seinen Rennen, ließ er nun bei den Olympischen Spielen in Rio verlauten. Damit hat er auch das Geheimnis seiner braunen Flecken am Oberkörper gelüftet: Er habe seinen Physiotherapeuten gebeten, ihn ein bisschen zu schröpfen – aber der hat ihn offenbar recht hart rangenommen. „Ich habe einige Blutergüsse, das tut weh“, gab Phelps zu.
Schröpfen gibt es schon seit 5300 Jahren
Neu ist die Methode indes keineswegs. Im Gegenteil: Bereits vor 5300 Jahren haben vermutlich Schröpftherapien in Mesopotamien stattgefunden. Auch bei den alten Griechen war die Methode offenbar beliebt, wie Schröpfgläser als Symbol medizinischer Kunst aus der damaligen Zeit zeigen. Und in der traditionellen chinesischen Medizin ist Schröpfen bis heute ein wichtiges Element bei der Behandlung aller möglichen Leiden.
Beim Schröpfen werden Gläser oder andere Gefäße mit ihrer runden Öffnung auf die Haut gesetzt, um Schmerzen und Muskelverspannungen zu lindern – oder einfach um Wohlbefinden zu vermitteln. Dabei sollen die Durchblutung angeregt und, so man daran glaubt, auch heilsame Kräfte im Körper freigesetzt werden. Wichtig dabei ist, dass in den Schröpfgläsern ein Unterdruck erzeugt wird. Dies lässt sich technisch mit Pumpen erreichen. Traditionell erwärmen brennende Wattebäusche die Luft in den Gläsern. Beim Abkühlen entsteht der therapeutisch wirksame Unterdruck. Wurde die Haut zuvor eingeritzt, wird Blut angesaugt – das ist dann blutiges Schröpfen. Die Gläser kann man an Ort und Stelle lassen oder über die eingeölte Haut bewegen. Dies soll einen nachhaltigere Wirkung haben als eine normale Massage.
Haut und Muskeln werden besser durchblutet
Neben den körpereigenen Heilkräften, die der Unterdruck womöglich freisetzen kann, hebt er physikalisch die Haut samt den darunter liegenden Muskeln an. Dies erweitert die Blutgefäße und regt damit die Durchblutung an – was bei einer ganzen Reihe körperlicher Leiden hilft. In Studien wird insbesondere von Erfolgen bei Arthrose im Kniegelenk, bei Schmerzen in der Schulter- und Nackengegend sowie beim Karpaltunnelsyndrom im Handgelenksbereich berichtet. Erfahrene „Schröpfer“ sind zudem der Ansicht, dass blutiges Schröpfen eher bei akuten Schmerzen helfen könne, während das normale Schröpfen eher bei chronischen Beschwerden helfe.
Wer sich schröpfen lässt, dem sollte allerdings klar sein, dass die Unterdruckbehandlung auf der Haut Spuren hinterlassen kann: Wie bei einem Knutschfleck kann sich ein lokaler Bluterguss bilden, der sich zu wenig attraktiven brauen Flecken entwickelt.