Heidelberg - Stammzellforscher haben viele Rückschläge zu verarbeiten. Der letzte Skandal steckt den Forschern noch in den Knochen. Die Japanerin Haruko Obokata hatte behauptet, sie könne die begehrten Zellen in einem einfachen Säurebad erzeugen. Doch die Arbeit erwies sich als fehlerhaft, die gezeigten Bilder als gefälscht. „Dieses Paper hätte nie publiziert werden dürfen“, sagt Andreas Trumpp vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg rückblickend.

 

„Angesichts der Bedeutung dieser Arbeit wäre es richtig gewesen, wenn die Wissenschaftszeitung ‚Nature‘ vorher einige Forscher gebeten hätte, die Methode zu überprüfen“, so der Vorsitzende des Deutschen Stammzellnetzwerkes (GSCN). Trumpp tat das wie viele seiner Kollegen auf eigene Initiative. „Wir hatten sehr schnell das Gefühl, dass da etwas nicht stimmen kann“, sagt er.

„Die Debatte muss wiederaufgenommen werden“

Dabei kann die Stammzellforschung durchaus Erfolge aufweisen. Trumpps Arbeitsgruppe beispielsweise: sie entdeckte auf der Oberfläche von Tumorstammzellen bei Brustkrebs bestimmte Moleküle, an denen sich die Zellen identifiziert lassen, die Metastasen bilden. „Wenn diese gefährlichen Metastasen-Stammzellen bereits im Primärtumor der Patientin nachgewiesen werden, könnte der Arzt diesen Patientinnen eine aggressivere Therapie anbieten“, erklärt Trumpp. So könnte die Bildung von Metastasen vermieden werden.

In den USA gelang Doug Melton ein Durchbruch auf dem Weg zur Therapie von Diabetes-Typ-I-Patienten. Er verwandelte humane embryonale Stammzellen in sogenannte Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Seine Beta-Zellen übernahmen in der Maus die Produktion von Insulin und überwachten die Zuckerkonzentration im Körper. „Diese Ergebnisse könnten dazu führen, dass die Debatte um den Einsatz von humanen embryonalen Stammzellen in Deutschland wiederaufgenommen werden muss“, sagt Trumpp. Doug Melton ist Vater zweier Kinder, die an juvenilem Diabetes erkrankt sind.