In der Regel wird mit der Physiotherapie nach einem Bruch wochenlang gewartet. Stuttgarter Forscher untersuchen nun, ob man die Muskeln im Gips trainieren kann.
Stuttgart - Ein gebrochenes Handgelenk oder ein Bruch im Arm wird normalerweise mehrere Wochen in einem Gips ruhig gestellt. In dieser Zeit werden die Muskeln nicht bewegt. „Sie schrumpfen um 30 bis 40 Prozent“, sagt Clemens Becker, der Chef der Klinik für geriatrische Rehabilitation am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Mitunter bestehe die Gefahr, dass das Gelenk versteife. Auch in den motorischen Arealen des Gehirns zeige sich dieser Bewegungsmangel.
Während der Patient den Arm im Gips trägt, wird normalerweise abgewartet. Die Physiotherapie beginnt erst mit den geschwächten Muskeln. Doch was, wenn man sofort nach der Verletzung mit einer Therapie beginnt – gewissermaßen im Kopf? Am Robert-Bosch-Krankenhaus und am sportwissenschaftlichen Institut der Universität Stuttgart untersuchen Forscher nun in einer Studie, wie man bei Patienten mit kognitiven Methoden die Funktionalität des gebrochenen Gelenks erhalten könnte.
„Der Patient trainiert mit einem Spiegel, der senkrecht zu seiner Körpermitte steht. Der Gipsarm ist dabei nicht zu sehen. Es wird zunächst nur mit der gesunden Seite gearbeitet“, beschreibt die Sportwissenschaftlerin Heide Korbus das Training. Das Üben mit dem gesunden Arm erzeuge über den Spiegel auch im Gipsarm die Illusion sich zu bewegen, so dass sich die Muskeln weniger zurückbilden. „Wichtig ist, dass sich der Patient auf die Illusion des Spiegelbildes einlässt“, sagt Korbus. Das Ergebnis der Studie erwarten die Wissenschaftler Ende des Jahres.