Medizinermangel in Stuttgart Ärzteversorgung im Fokus

Die Zahl an Allgemeinärzten ist in Stuttgart rückläufig. Foto: dpa/Benjamin Ulmer

Der Medizinermangel ist aktuell im Stadtbezirk Mühlhausen spürbar, wo Mitte März ein Kinderarzt dauerhaft seine Praxis schließen musste. Aber auch um die Ärzteversorgung in anderen Teilen Stuttgarts ist es nicht gut bestellt, befürchtet die FDP-Fraktion.

Die Sorge im Stadtbezirk Mühlhausen ist groß: Mitte März hörte ein Kinderarzt in Neugereut dauerhaft auf, ein Hausarzt in Mühlhausen überlegt, innerhalb der Jahresfrist seine Praxis zu schließen. Was beide verbindet: Trotz jahrelanger Suche konnten beide keinen Nachfolger beziehungsweise keine Nachfolgerin finden. Nur wenige Interessenten meldeten sich.

 

Dass sich das Thema Fachkräftemangel im Gesundheitswesen nicht nur auf den Stadtbezirk Mühlhausen beschränkt, ist mittlerweile auch im Rathaus angekommen. „Wie an uns herangetragen wurde, herrscht insbesondere in den äußeren Stuttgarter Stadtbezirken Sorge über die Zukunft der Ärztelandschaft in der Stadt und den daraus resultierenden stetig wachsenden Ärztemangel“, heißt es in einem Antrag der FDP-Fraktion in Richtung Verwaltungsspitze.

Viele Praxen nehmen keine neuen Patienten an

Auch die Statistik spricht nach Ansicht der Liberalen eine deutliche Sprache: „Die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, besonders in der Allgemein- und Kindermedizin nimmt drastisch ab, während die Anzahl der Patientinnen und Patienten und somit der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten gleichzeitig steigt.“ Die Folge ist vielerorts: ein Aufnahmestopp für neue Patienten in den Praxen.

Waren nach Angaben des Statistischen Amtes im Stadtgebiet 2019 noch 271 Allgemeinärzte tätig, sei deren Zahl im folgenden Jahr auf 252 gesunken – was einem „Minus“ von sieben Prozent entspricht. Über den Zeitraum von einem Jahrzehnt betrachtet liege der Rückgang bei 19 Prozent. „Diese Entwicklung ist besorgniserregend und sie wird verheerende Folgen für die Stuttgarterinnen und Stuttgarter haben, sofern zeitnah nichts unternommen wird, um dem entgegenzuwirken – auch wenn uns durchaus bewusst ist, dass unsere Einflussmöglichkeiten auf kommunaler Ebene eingeschränkt sind“, gibt die FDP-Fraktion zu bedenken.

Arztverbünde als Chance?

Die Liberalen fordern die Stadtverwaltung auf, in den Ausschüssen des Gemeinderats darüber zu berichten, wie sich – aufgeschlüsselt nach Fachgebiet und Stadtbezirk – die Zahl der Ärzte sowie die Zahl der Einwohner im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt entwickelt haben.

Nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) geht der Trend zu Anstellungen und Kooperationen. Das zumindest führte unlängst ein Vertreter im Bezirksbeirat Mühlhausen aus. Dabei gelte: Je mehr Ärzte im Verbund arbeiten, desto mehr steige die Attraktivität, weil so auch das Arbeiten in Teilzeit möglich werde.

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