Lange ist um eine bessere Gesundheitsversorgung in Remseck gerungen worden, nun steht offenbar ein Durchbruch kurz bevor – dank eines ungewöhnlichen Angebots.

Remseck - Offiziell will sich noch niemand äußern, doch hinter den Kulissen sind die Pläne ziemlich konkret: Nach Informationen dieser Zeitung rückt ein zentrales Ärztehaus im Remsecker Stadtteil Neckarrems in greifbare Nähe. Demnach soll das neue Gesundheitszentrum an der Kreuzung der Fellbacher Straße mit der Remstalstraße gebaut werden. Die Gebäude, die sich derzeit auf dem Areal befinden, sollen weitgehend abgerissen werden, ein historischer Gewölbekeller dagegen wird erhalten und aufwendig restauriert. In nicht-öffentlicher Sitzung hat der Gemeinderat seine grundsätzliche Zustimmung zu den Vorhaben signalisiert und grünes Licht für die weitere Planung gegeben.

 

Der Investor kauft das Gelände und baut das Haus

Der Clou dabei: nicht die öffentliche Hand oder eine Investoren-Gruppe baut das Haus, vielmehr hat sich im vergangenen Jahr ein Mäzen der Stadt angeboten: Er wolle das Gelände von der Stadt kaufen und die Kosten für den Bau tragen. Die Verwaltung und der Gemeinderat behalten nach den Vorstellungen des Privatmanns, der eine enge Bindung an Remseck hat und als äußerst öffentlichkeitsscheu gilt, die Belegungsrechte für das Gebäude, sprich: Sie können bestimmen, welche Mediziner in die Praxisräume ziehen. Die Miete fließt gleichwohl in die Kasse des Geldgebers. Für die finanziell nicht üppig ausgestattete Kommune ein attraktives Geschäftsmodell, nicht wenige sprechen von einer „Win-Win-Win-Situation“.

Bis die ersten Patienten im Ärztehaus behandelt werden, könnte es aber noch eine Weile dauern: Ein Bauantrag ist noch nicht gestellt. In den kommenden Tagen könnte der Kaufvertrag für das Gelände unterschrieben werden, am Dienstag soll der Gemeinderat das Grundstücksgeschäft absegnen. Zudem laufen bereits erste Gespräche mit interessierten Medizinern.

Der Oberbürgermeister Dirk Schönberger will auf Nachfrage die Pläne nicht bestätigen, sondern äußert sich eher allgemein: „Wir wollen die Bedingungen für Ärzte in der Stadt verbessern.“ Jedoch habe man das nicht immer selber in der Hand, schließlich müssten für Mediziner auch die wirtschaftlichen Bedingungen passen.

Ein Thema mit langer Vorgeschichte

Laut der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung ist die Stadt medizinisch gut versorgt, was aber auch daran liegt, dass sie in einem Gebiet mit Ludwigsburg und Kornwestheim gelistet wird. Die tatsächliche Situation ist komplizierter: Zwar gibt es sieben Hausarztpraxen im Stadtgebiet, in Neckargröningen jedoch zum Beispiel keine. Sechs Zahnärzte und ein Kinderarzt empfangen Patienten, andere Spezialisten fehlen. Die Doktoren-Debatte hat daher schon eine längere Tradition.

Die Freien Wähler hatten mehrfach ein Ärztehaus gefordert, um vor allem Fachmediziner anzulocken. FDP und SPD hatten stattdessen nach einer Arbeitsgruppe verlangt, die das Thema beleuchten soll. Auch wenn er das Geschäft mit dem Investor nicht bestätigen will, sagt der FW-Chef Gerhard Waldbauer nun zu den Plänen: „Wir wären zufrieden.“ Heinz Layher (SPD) dagegen meint: „Aus unserer Sicht ist es nicht vordringlich, dass nach Remseck viele Fachärzte kommen“. Für den FDP-Fraktionschef Gustav Bohnert ist die Arbeitsgruppe nicht vom Tisch, seiner Meinung nach solle sich die Stadt „möglichst breit aufstellen“. Es sei wichtig, dass ein Ärztehaus gebaut und auch gut angebunden sei, sagt Steffen Kirsch (CDU).

Charme hat das Angebot des privaten Investors auch wegen der Lage: Auf der anderen Straßenseite in Neckarrems soll vom Sommer an die Neue Mitte mit Rathaus, Stadthalle und Marktplatz gebaut werden. Ein modernes Ärztezentrum unterhalb des Schlossbergs stünde der Stadt da gut zu Gesicht, heißt es. Und, so viel verrät Dirk Schönberger doch: Man baue die Neue Mitte auch deshalb, weil man künftig nicht mehr in jedem Stadtteil eine volle Versorgung anbieten könne.