Eigentlich geht der ultrakonservative TV-Sender Fox News äußerst pfleglich mit den US-Republikanern um. Aber als Moderatorin Megyn Kelly Donald Trump nach dessen sexistischen Äußerungen fragt, wird dieser noch ausfälliger als gewöhnlich.

Washington - Sie ließ ihn nicht vom Haken: Megyn Kelly, Moderatorin von Fox News, fragte Donald Trump bei der ersten TV-Debatte mit insgesamt zehn republikanischen Kandidaten nach Bezeichnungen wie „Hündin“, „fett“ und „ekelhaft“, mit denen der Milliardär Frauen beschimpft hatte. Trump sollte auf Fragen der Moderatorin selbst einschätzen, ob solche Wörter das Temperament eines Mannes zeigten, den die Amerikaner zum Präsidenten wählen sollten. In der Debatte tat Trump dies ab und sagte, er habe eben keine Zeit für „totale politische Korrektheit“.

 

Am Tag danach teilte er richtig aus: Trump sagte dem Sender CNN, Kelly sei nicht sehr stark und nicht sehr intelligent. „Ich respektiere sie nicht als Journalistin.“ Er nannte die Journalistin ein Leichtgewicht. Zu ihren Fragen während der Fernsehdebatte sagte Trump: „Aus ihren Augen kam Blut, Blut lief überall aus ihr heraus.“ Das wurde allgemein so verstanden, dass er ihr unterstellte zu menstruieren und daher besonders gereizt zu sein. Ein Tweet auf Trumps Konto, der Kelly als „dummes Blondchen“ titulierte, wurde allerdings bald wieder gelöscht.

In den Interviews am Sonntag sagte Trump, er habe keineswegs auf Kellys Hormone abgehoben: Man müsse schon "beinahe krank" sein, um so etwas zu denken. Er habe sich vielmehr neben den Augen auf Nase oder Ohren bezogen.

Trump von Konferenz ausgeladen

Wegen des Streits zog der konservative Kommentator Erick Erickson eine Einladung an Trump für einen Auftritt bei einer Konferenz am Samstag zurück. „Ich will niemanden auf der Bühne haben, der auf eine feindselige Frage einer Dame sofort vermutet, dies sei hormonell bedingt“, schrieb Erickson auf der Webseite seiner Organisation RedState. Trumps Wahlkampfteam reagierte trotzig. „Das ist ein weiteres Zeichen der Schwäche durch politische Korrektheit.“ Trumps politischer Topberater Roger Stone zog allerdings die Reißleine und trat zurück.

Die aggressiven Äußerungen Trumps über einzelne Bevölkerungsgruppen - vor allem Einwanderer - und auch über seine politischen Gegner überschatten derzeit alle politischen Inhalte des Vorwahlkampfs der Republikaner. Insgesamt bemühen sich 17 Kandidaten um die offizielle Nominierung. Diese wird nach Vorwahlen im Frühjahr 2016 in etwa einem Jahr vergeben. Die eigentliche Wahl ist erst im November 2016.

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Nach der Fernsehdebatte hatte Trump in einer Reihe von Interviews zunächst gesagt, er erinnere sich gar nicht an die von Kelly angeführten Beschimpfungen. Doch gibt es in Trumps öffentlichen Äußerungen zahlreiche Beispiele. So sagte er über die Schauspielerin und Moderatorin Rosie O’Donnell, sie sei ekelhaft, rede wie ein Fernfahrer und habe ein „fettes, hässliches Gesicht“. Über Huffington-Post-Gründerin Arianna Huffington schrieb er auf Twitter, sie sei „außen und innen hässlich“, über die Sängerin Bette Midler: „Wenn sie mich sieht, kriecht sie mir in den Arsch. Sie ist ekelhaft.“

Megyn Kelly selbst schweigt bislang zu Trumps Angriffen. Die stramm konservative TV-Journalistin ist übrigens selbst nicht gerade zimperlich: 2013 sorgte sie für Aufregung, als sie behauptete, "Santa Claus" sei "definitiv weiß".