Bärbel und Günter Kalmbach aus Großbettlingen sind vom Naturschutzbund zertifiziert worden, weil sie ein Herz für Mehlschwalben haben. Mit 26 Nestern an ihrem Haus leisten sie ihren persönlichen Beitrag zur Erhaltung der Vogelart.

Großbettlingen - Hier sind Schwalben willkommen! Schwalbenfreundliches Haus“ – dieses vom Naturschutzbund (Nabu) verliehene Schild ist der schriftliche Nachweis, dass Bärbel und Günter Kalmbach ein Herz für Schwalben haben. Insgesamt 26 Schwalbennester befinden sich an ihrem Haus in Großbettlingen. Bei der Gruppe Nürtingen und Umgebung des Nabu hofft man, dass sich möglichst viele Nachahmer finden. Denn die Bestände der Mehlschwalben in Deutschland gehen seit Jahren zurück.

 

Die Leidenschaft hat sich vom Vater auf die Tochter vererbt

Mit einer der Gründe für den Rückgang ist der Mangel an Nistmöglichkeiten. Während Schwalbennester an Gebäuden auf dem Land früher fest zum Ortsbild gehörten, sucht man sie heute meist vergebens. Das ausgezeichnete Haus der Kalmbachs ist in den 1920er-Jahren gebaut worden. „Seither gibt es hier Schwalbennester“, weiß Bärbel Kalmbach aus Erzählungen ihres Vaters Hans Class. Dieser pflegte eine große Leidenschaft für Schwalben. So dokumentierte er beispielsweise Jahr für Jahr akribisch, wann genau die Vögel im Frühjahr aus ihrem Winterquartier zurückkehrten und wann sie im Herbst wieder in Richtung Süden starteten. Aus Stroh, Erde und Lehm baute Hans Class Nester für seine gefiederten Freunde.

Seine Begeisterung für die Mehlschwalbe hat er an seine Tochter vererbt, und Bärbel Kalmbach hat sie schließlich auch auf ihren Mann übertragen. Begeistert sind jedoch längst nicht alle Nachbarn, wie die Schwalbenfreundin erzählt. „Die Vögel machen schon Dreck“, räumt Bärbel Kalmbach ein. Trotz Kotbrettchen könne es passieren, dass etwas daneben geht und dann die Hauswand oder den Lack eines geparkten Autos trifft.

Auch Tauben und Spatzen sind an den Nestern interessiert

Doch solche Bedenken zählen für die Kalmbachs nicht. Für sie war es keine Frage, sich in ein Nabu-Mehlschwalbenprojekt einzuklinken. Nach und nach soll in Nürtingen die Zahl der Nester erhöht werden. Entsprechende Appelle an Hausbesitzer sind schon auf ein Echo gestoßen. So wurden zum Start der Aktion vor zwei Jahren in Raidwangen 37 neue Nester an Gebäuden angebracht. Und seit dem Mai gibt es nun 16 Doppelnester an einem Nebengebäude des Stadtmuseums.

Die Schwalbennester am Haus der Kalmbachs, die außerdem eine Hundepension betreiben, sind beliebt – nicht nur bei Mehlschwalben. Denn längst haben auch Spatzen gemerkt, dass es sich in den Behausungen trefflich wohnen lässt. Auch Tauben sind interessiert, was die Schwalbenfreude aus Großbettlingen freilich nicht so gerne sehen.

Grundschüler lernen Wissenswertes über Schwalben

Bärbel Kalmbach ist es auch ein Anliegen, die Mehlschwalbe der jungen Generation nahezubringen. Im Rahmen der Ganztagesbetreuung an der Grundschule hat sie Mädchen und Jungen erklärt, wie Schwalben leben und brüten. „Es ist doch schade, wenn Kinder so etwas nicht mehr wissen“, sagt die 61-Jährige. Sie erklärt dann auch, was den Schwalben das Leben schwer macht, dass die Vögel beispielsweise durch den Rückgang der Insektenpopulationen gefährdet sind. Und sie erklärt auch, welchen Beitrag jeder einzelne leisten kann, um den Mehlschwalben zu helfen – Hausbesitzer etwa, indem sie Nester an ihren Häusern anbringen lassen.