Tag zwei im Dschungelcamp. Und schon ist unser Kolumnist drauf und dran, die Nerven zu verlieren. Schuld daran ist Larissa Marolt - die offenbar beschlossen hat, die ganze Show als einen einzigen großen hysterischen Anfall zu inszenieren. Zumindest hoffen wir das in ihrem Interesse.

Tag zwei im Dschungelcamp. Und schon ist unser Kolumnist drauf und dran, die Nerven zu verlieren. Schuld daran ist Larissa Marolt - die offenbar beschlossen hat, die ganze Show als einen einzigen großen hysterischen Anfall zu inszenieren. Zumindest hoffen wir das in ihrem Interesse.

 

Stuttgart - Samstag, 22.40 Uhr, das Dschungelcamp läuft noch nicht einmal eine halbe Stunde, und ich stand schon mindestens drei Mal nur Millimeter davor, die Landesanstalt für Kommunikation, die Freiwillige Selbstkontrolle, den Menschenrechtsgerichtshof oder das Kommando Spezialkräfte zu Hilfe zu rufen.

Ich schenke es mir nur, weil vermutlich Millionen von Fernsehzuschauern auf die gleiche Idee gekommen sind und die Leitungen mutmaßlich ohnehin glühen - verständlich bei der Sicherheitslage. Selbst wenn ich durchkäme: Dieses Pfeifen im Ohr macht es praktisch unmöglich, sich irgendwie zu verständigen.

Schuld daran ist Larissa Marolt

Ganz im Ernst: Nach zehn Jahren Dschungelcamp erwäge ich zum ersten Mal, vorm Fernseher „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ zu rufen.

Schuld daran ist Larissa Marolt, 21, von der ich vorher noch nie etwas gehört habe. Und wegen der ich vermutlich nie wieder etwas hören werde. Genauso wie die unschuldigen Ratten, Krokodilbabys und Schlangen, die ihr ganz unerwartet begegnet sind.

Also, was ist passiert? Nun, Larissa Marolt redet einfach die ganze Zeit. Zum Auftakt des Dschungelcamps am Freitag schon. Auch als ihr die Moderatoren so ungefähr zehn Mal bei der ersten Dschungelprüfung ans Herz gelegt hatten: Sei still, so ein Vogelstrauß ist ein friedliches Tier, so lange man leise und vorsichtig ist.

Frau Marolt heult, schreit, rauft sich die Haare

Leise und vorsichtig sah dann so aus, dass Österreichs Top-Model die armen Vögel konsequent angekreischt hat. Anhaltend und lautstarkt. Verblüffenderweise hat sich Larissa Marolt an den Vögeln vorbeigekreischt - und seitdem (so muss man zumindest den Zusammenschnitt des vergangenen Tages interpretieren) hat der stimmliche und emotionale Ausnahmezustand nicht mehr aufgehört .

Frau Marolt heult, schreit, rauft sich die Haare. Ohne Unterlass.

Selbstverständlich muss sie deshalb auch zur zweiten Dschungelprüfung antreten. So funktioniert das eben im Dschungelcamp. Nach einem verbalen Zyklon vor deren Beginn scheint es anderthalb Minuten lang so, als würde Larissa Marolt die Nerven bewahren. Dann humpelt eine Ratte durchs Bild - und die Lautsprecher beginnen wieder zu schrillen. Ende: nicht absehbar.

"Hör auf, die Ratten anzuschreien“

"Hör auf, die Ratten anzuschreien“, rät Moderator Daniel Hartwich. Aber Madame hält an der „Ich kreische Mensch und Tier in die Flucht“-Taktik fest. Vermutlich landet das arme Getier in dem Höhlenlabyrinth komplett beim Psychater.

"Ich frage mich manchmal, ob sie das als grandiose Nummer spielt. Das wäre ja brillant“, kommentiert Winfried Glatzeder den Dauerausnahmezustand seiner Mitbewohnerin. Die ein wenig herzlose, aber zumindest diskussionswürdige Gegenthese von Melanie Müller: "Ne, die ist einfach Panne im Kopf."

Vier Sterne bringt Larissa Marolt von der Prüfung mit ins Camp. Und ein paar weitere Traumata. Was Herrn Glatzeder zu der nur oberflächlich mitfühlend wirkenden Bemerkung "Wenn man ein wenig Empathie hat, dann tut sie mir schon leid. Denn dann landet sie im Irrenhaus“ veranlasst.

"Prügelstrafe einführen"

Auch die anderen im Camp sind schon an Tag zwei mit ihrer Geduld am Ende: "Wenn meine Tochter sich so aufführen würde, würde ich die Prügelstrafe einführen“, sagt etwa die ansonsten eher schweigsame Corinna Drews angesichts der ebenfalls schwach ausgeprägten WG-Tauglichkeit ihrer Mitbewohnerin.

Die bringt zu jeder sich bietenden Gelegenheit ihre Missstimmung in höchsten Tönen (frequenzmäßig) zum Ausdruck. Und lässt sich dann am Dschungeltelefon zu der fast geistreichen Bemerkung "In Zukunft les' ich den Vertrag durch und schau die Sendung an, bevor ich mitmach’“ hinreißen.

Ehrlich, das ist alles ganz schrecklich. Dass das Dschungelcamp so eine Art intellektueller Ausnahmezustand ist, macht - zusammen mit den Kommentaren des Moderatorenduos - ja einen guten Teil seinen absonderlichen Reizes aus. Der akustische Ausnahmezustand, der die Hochtöner der angeschlossenen Stereoanlage an ihre Grenzen bringt, bringt mich auch an meine.

Grausame Gewissheit

Um 23.10 Uhr sitze ich zähneklappernd vor Angst vorm Fernseher, obwohl ich weiß, dass das Unglück auch nach dieser Show seinen Lauf nehmen wird. Zehn Minuten später ist es grausame Gewissheit: Larissa Marolt hat sich auch in die nächste Dschungelprüfung geschrien.

Winfried Glatzeder sagt in diesem Moment ein bisschen was Nettes, Menschenfreundliches: "Das ist aber gemein, dass die Leute so hässlich sind. Man tritt ja nicht auf einen Regenwurm, der schon angetreten ist.“ Dass er dabei gluckst und grinst, zeigt, wie er es meint.

Mir dagegen ist gar nicht zum Lachen zu Mute.

Alle bisher erschienenen Teile unserer Kolumne "Mehlwurm, Kakerlake & Co." gibt es hier.

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