Vorstandschef Dieter Zetsche ist mit Abstand der Spitzenverdiener unter den Daimler-Vorständen. Auch bei den Ruhestandsbezügen liegt Zetsche weit vorn.

Stuttgart - Die im vergangenen Jahr erreichten Spitzenergebnisse von Daimler zahlen sich auch für die Führungsspitze aus. Die Vergütung des Vorstands steigt um rund 13 Prozent auf 33,3 Millionen Euro, wie aus dem am Dienstag im Internet veröffentlichten Geschäftsbericht für 2017 hervorgeht. Die steuerpflichtigen geldwerten Vorteile, wie etwa Dienstwagen oder die vom Unternehmen bezahlte Sicherheitstechnik für die Privathäuser sind darin noch nicht enthalten. Rechnet man dies hinzu, so stieg die Gesamtvergütung von 31,8 Millionen auf 35 Millionen Euro. Der Stuttgarter Autokonzern konnte den Gewinn im vergangenen Jahr um 24 Prozent auf rund 10,9 Milliarden Euro steigern, wie Anfang Februar auf der Jahrespressekonferenz mitgeteilt wurde. Bei der Gesamtvergütung des Vorstands muss zudem berücksichtigt werden, dass neben den acht heute amtierenden Vorständen bis Februar 2017 auch der frühere Truck-Chef Wolfgang Bernhard enthalten war, der Knall auf Fall aus dem Unternehmen ausgeschieden ist und von Martin Daum abgelöst wurde.

 

Zetsche ist mit deutlichem Abstand der Top-Verdiener

Daimler-Chef Dieter Zetsche war im vergangenen Jahr erneut mit deutlichem Abstand der Top-Verdiener unter den Vorständen. Seine Vergütung kletterte um rund eine Million auf 8,6 Millionen Euro. Damit verdient er mehr als das doppelt so viel wie die anderen Vorstandsmitgliedern. Nummer zwei in der Einkommenshierarchie ist Finanzchef Bodo Uebber mit rund vier Millionen Euro.

Obwohl das Unternehmen auf Rekordkurs ist, wurde bei der Vergütung 2017 kein historischer Höchststand erreicht. Für das Geschäftsjahr 2015 erhielt der Daimler-Chef rund 9,7 Millionen Euro, obwohl der Gewinn damals niedriger war. Die vom Aufsichtsrat jeweils für ein Jahr beschlossene Vergütung wird nach einem sehr komplizierten System berechnet und besteht aus mehreren Komponenten.

Neben einer Grundvergütung gibt es den Jahresbonus, vom dem die eine variable Hälfte eher kurzfristig orientiert ist, während die andere variable Hälfte mittelfristig orientiert ist. Hinzu kommt eine langfristig ausgerichtete variable Vergütung, die erst nach vier Jahren ausgezahlt wird.

Der Vorstandschef hat die höchsten Ruhestandsbezüge zu erwarten

Der Aufsichtsrat will mit dieser zeitlichen Staffelung der einzelnen Komponenten dafür sorgen, dass das Spitzenpersonal nicht kurzfristige Bestwerte anstrebt, sondern das Unternehmen auf einem nachhaltig positiven Kurs steuert. Neben der Ertragsentwicklung des Konzerns spielt dabei beispielsweise auch eine Rolle, wie stark die vereinbarten Ziele übertroffen wurden, wie Daimler im Vergleich mit anderen Autoherstellern abgeschnitten hat und wie sich der Kurs der Daimler-Aktie entwickelt.

Als mit Abstand dienstältestes Mitglied des Daimler-Vorstands kann Vorstandschef Dieter Zetsche auch die höchsten Ruhestandsbezüge erwarten. Im Vergütungsbericht wird für den Vorstandsvorsitzenden ein Barwert – also eine Hochrechnung – der gesamten Verpflichtungen von 42,7 Millionen Euro ausgewiesen. Die finanziellen Verpflichtungen des Unternehmens für alle Vorstandsmitglieder zusammen sind doppelt so hoch.

Der Daimler-Chef zieht in den Aufsichtsrat des Reisekonzerns Tui ein

Zetsche wird im Mai 65 Jahre alt. Sein Vertrag als Vorstandschef von Daimler läuft noch bis Dezember des nächsten Jahres. Es wird erwartet, dass Zetsche plant, später Manfred Bischoff an der Spitze des Aufsichtsrats abzulösen. Bischoff ist noch bis 2021 gewählt. Möglicherweise erfolgt dieser Wechsel an der Spitze des Kontrollgremiums aber auch früher, wenn Daimler im nächsten Jahr zu einer Holding umgebaut wird, unter deren Dach das Autogeschäft, die Nutzfahrzeuge und die Finanzdienstleistungen als rechtlich eigenständige Unternehmen angesiedelt sind.

Bereits im Herbst dieses Jahres sollte Zetsche nach ursprünglichen Plänen neben seinem Job bei Daimler auch Aufsichtsratsvorsitzender des Reisekonzerns Tui werden und dort den ehemaligen Daimler-Vorstand Klaus Mangold (74) ablösen. Dies löste jedoch heftige Kritik bei Aktionären aus. Sie monierten, dass der Vorsitz des Kontrollgremiums kein Nebenjob sei. Mangold ruderte daraufhin zurück und kündigte an, dass er länger bleiben und Zetsche zunächst einfaches Mitglied des Aufsichtsrats werden soll, solange er den Vorsitz nicht mit seinen Aufgaben bei Daimler in Einklang bringen kann. Am Dienstag stimmten die Tui-Aktionäre auf der Hauptversammlung diesen Plänen zu.