Vor einem Jahr stand das Solarmodulauto Sion der Münchner Elektroautofirma Sono Motors vor dem Aus. Dann kam die Rettung per Crowdfunding. Nun bringen Investoren neues Geld ins Haus. Bis zur Serienproduktion dauert es aber noch eine Weile.

München - Die Corona-Pandemie setzt auch der Autoindustrie stark zu. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Münchner Elektroautofirma Sono Motors neue Geldgeber gefunden hat. 45 Millionen Euro investieren jetzt vor allem die Swedbank über ihren Nachhaltigkeitsfonds aber auch DNCA aus Luxemburg in das Start-up. „Es zeigt uns, dass das Interesse an umweltfreundlichen Technologien sehr groß ist“, sagt Sono-Finanzchef Torsten Kiedel. „Das hilft uns sehr in der Entwicklung des Sion“, ergänzt Sono-Mitgründer und Co-Chef Laurin Hahn. Sion heißt das mit Solarzellen bestückte Elektroauto des Jungunternehmens, das in der Corona-Krise zum seriennahen Prototypen weiterentwickelt worden ist. Präsentiert werden soll dieser Mitte Januar.

 

Es fehlen noch rund 160 Millionen Euro

Als Bühne dient die Konsumelektronikmesse CES in Las Vegas, die diesmal coronabedingt digital stattfindet. „Die CES ist das globale Epizentrum für digitale Innovationen, und der Sion ist ein Digitalprodukt“, erklärt Mitgründer Jona Christians die Wahl des Forums. Das Solarzellenfahrzeug ist auf Mobilitätsdienste wie Carsharing ausgelegt und kann in seinen Batterien gespeicherten Strom bei Bedarf ins Stromnetz abgeben.

Über die jetzigen 45 Millionen Euro hinaus werde Sono Motors noch eine weitere Finanzierungsrunde bis zum Start der Serienproduktion brauchen, stellt Christians klar. Gemessen am vor Jahresfrist genannten noch ausstehenden Finanzierungsbedarf von rund 200 Millionen Euro und den jetzt neuen Zusagen fehlen noch rund 160 Millionen Euro, was Hahn nicht bestreitet.

Verdoppelung auf rund 250 Beschäftigte geplant

Das frische Geld von Swedbank und DNCA reicht erst einmal eine Weile zur weiteren Entwicklung und die für 2021 geplante Verdoppelung des Personals auf rund 250 Beschäftigte. „Wir können jetzt wieder voll durchstarten“, sagt Christians. Auch in der Pandemie habe Sono aber keine Stellen streichen müssen. Mit Blick auf die Vorbereitung der Serienproduktion in den ehemaligen Saab-Werken im schwedischen Trollhättan benötige man nun vor allem Fertigungsexperten aber auch IT-Fachkräfte. Das Management sei mittlerweile komplett, nachdem der ehemalige BMW- und Flixbus-Manager Kiedel im März zum Finanzchef bestellt wurde.

Crowdfunding-Kampagne Anfang 2020

Unbeschadet ist auch das ambitionierte Start-up nicht durch die Pandemie gekommen. „Sie hat uns auch getroffen“, sagt Christians und meint damit zeitliche Verzögerungen. Der vor der Corona-Krise angepeilte Start der Serienproduktion im Herbst 2021 sei nicht mehr zu halten, räumt Hahn ein. Das Fahrzeug musste monatelang rein aus dem Homeoffice heraus weiterentwickelt werden. Im Frühjahr eigentlich anstehende Gespräche mit Banken und Investoren lagen erst mal auf Eis. „Gefühlt war zwei Monate Funkstille“, sagt Kiedel. Wie weit der Start der Fertigung jetzt nach hinten verschoben muss, wollen die Manager in einigen Wochen bekanntgeben. Geschäftlich kennt Sono Motors aber schlimmere Zeiten. Vor Jahresfrist hatte das Aus gedroht, weil sich die Sono-Gründer mit Investoren überworfen hatten, die deren Nachhaltigkeitskonzept nicht unverwässert mittragen wollten. Über eine der größten Crowdfunding-Kampagnen Europas wurden Anfang 2020 aber dann insgesamt 53 Millionen Euro eingesammelt.

Neuinvestoren tragen die grüne Firmenphilosphie mit

Die Neuinvestoren tragen die grüne Firmenphilosphie mit. „Die Investition passt sehr gut zu unserem Anspruch, den Übergang in eine nachhaltigere Zukunft aktiv mitzugestalten“, sagt die Chefin des Swedbank-Fonds, Ulrika Enhorning. Der verwaltet mittlerweile insgesamt gut eine Milliarde Euro, die in grüne Projekte gesteckt wurden. Sono Motors wiederum hat mit den neuen Zusagen die Schwelle von 100 Millionen Euro Gesamtinvestition erreicht. Rechnet man noch nötige rund 160 Millionen Euro dazu, würde die Modellentwicklung vom Reißbrett bis zur Serienreife vergleichsweise nur gut 250 Millionen Euro kosten. Für die traditionelle Automobilindustrie ist das eine niedrige Summe.

Für Sono Motors geht die Reise jedenfalls weiter. „Wir wollen das nächste Kapitel aufschlagen und gehen global“, sagt Christians selbstbewusst mit Blick auf die anstehende CES-Präsentation des neuen Prototyps. „Aber wir bleiben, wer wir sind“, verspricht er seiner Käufer- und Fangemeinde, die sich wie die Firmengründer emissionsfreiem Fahren mit weniger Autos auf der Straße verpflichtet sehen.