Vor zehn Jahren öffnete das Bürger- und Mehrgenerationenhaus in der Esslinger Pliensauvorstadt als eines der ersten in Deutschland. Schnell ist das Haus zum Treffpunkt von Menschen aller Kulturen und Altersschichten geworden.

Esslingen - Viele Jahre ist es her, dass sich die Bürger der Esslinger Pliensauvorstadt ein Stadtteilzentrum gewünscht haben. Vor zehn Jahren war es dann soweit: nach langen Planungen und Förderanträgen öffnete das Bürger- und Mehrgenerationenhaus seine Pforten. Seitdem ist das Haus, das in diesem Herbst seinen ersten runden Geburtstag feiert, das Herz des Stadtteils.

 

Einst häufig als sozialer Brennpunkt bezeichnet, gilt die Pliensauvorstadt heute als Vorzeigestadtteil. Dafür investierte Esslingen 13 Jahre lang in das Projekt „Soziale Stadt“. Mit dem Bau des Mehrgenerationenhauses wurde der Grundstein für einen Ort bürgerschaftlichen Engagements gelegt. Den Fokus hat man bewusst der Bewohnerstruktur des Stadtteils angepasst. „Nicht jedes Mehrgenerationenhaus ist gleich. Unser Schwerpunkt liegt auf Menschen mit Migrationshintergrund und Älteren“, sagt Patrick Schibat, der das Haus seit Januar leitet.

Mittlerweile gehen mehr als 60 Gruppen ein und aus

Angelegt ist das Mehrgenerationenhaus, das eingebettet zwischen Kindertagesstätte, Altenheim und Erziehungsberatung liegt, als Ort der Begegnung. Doch vor allem soll es eine zentrale Stelle für die Förderung von Bürgerschaftlichem Engagement sein. Teilweise sind die Angebote, wie das offene Bücherregal, der Oma-und-Opa-Service oder der PC-Raum, in dem Mentoren viermal die Woche Computer-Beratung und Kurse geben, vom Haus selbst. Andere werden von externen Gruppen angeboten, die sich in die Räumlichkeiten einmieten. Und das Angebot ist wahrlich kunterbunt: Es reicht vom Zumba-Kurs und Rentenberatung über Sprachkurse, einen inklusiven Spielenachmittag bis hin zum albanischen Nachmittag für Frauen. „Bei uns gehen mehr als 60 Gruppen ein und aus“, sagt Schibat und betont, dass ohne das Engagement der rund 80 Ehrenamtlichen das alles wohl nie zustande käme.

„Ich wünsche mir für die Zukunft weiterhin so viel bürgerschaftliches Engagement“, sagt Schibat. Neue Ideen sind ihm dabei willkommen. Gerade ist er dabei, eine Gruppe zu organisieren, die im Frühjahr Stellen vor dem Haus sowie Baumbeete begrünen möchte. Dabei kann er sich durchaus vorstellen, Gruppen, die hier schon aktiv sind, zu vernetzen.

Die Stadt wird neuer Träger des Mehrgenerationenhauses

Doch zunächst steht eine große Veränderung bevor. Bislang waren Patrick Schibat und seine drei Vorgängerinnen beim Träger, dem Förderverein Pliensauvorstadt, angestellt, doch das ändert sich zum Jahresbeginn. Dann wird Schibats neuer Arbeitgeber die Stadt Esslingen sein – und seine 72-Prozent-Stelle zur 75-Prozent-Stelle. Denn nachdem zum Ende 2015 die Finanzierung durch den Bund ausgelaufen war, hatte der Sozialausschuss die Stadtverwaltung aufgefordert, nach einer neuen Finanzierung für das Haus zu suchen. Die Stadt bewarb sich für das Bundesprogramm „Mehrgenerationenhaus“ und bekam im September die erfreuliche Nachricht, dass die Einrichtung unter den Auserwählten ist. Damit kommen für weitere vier Jahre jährlich 30 000 Euro aus Berlin. Eine Voraussetzung für eine Förderung des Bundes war und ist die Kofinanzierung durch die Stadt. Weshalb diese nun weitere 30 000 Euro Finanzierung sowie die Trägerschaft übernimmt.

Zelebriert wird das Jubiläum übrigens an diesem Freitag, das allerdings in geschlossener Runde, da die begrenzte Kapazität des Hauses laut Schibat kein großes Fest zulasse. Neben dem Oberbürgermeister Jürgen Zieger sprechen der Bundestagsabgeordnete Markus Grübel sowie die Vorsitzende des Bürgerausschusses Pliensauvorstadt, Yvonne Tröger.