Die Kosten für die Sporthalle und Realschule in Renningen gehen durch die Decke. Nicht nur die Sanitärinstallationen werden um ein Vielfaches teurer.

Bei diesen Zahlen können die Gemeinderäte in Renningen nur noch den Kopf schütteln: 100 Prozent Kostensteigerung, 114 Prozent Kostensteigerung, 143 Prozent Kostensteigerung. „Durch die Bank holt uns das jetzt ein, vor allem, wenn man die Zahlen mit den Berechnungen zur Zeit des Baubeschlusses vergleicht, die noch vor dem Krieg in der Ukraine erstellt wurden“, sagte der Erste Beigeordnete, Peter Müller. Betroffen sind die Schulsanierungen ebenso wie die neue Riedwiesensporthalle.

 

Die aktuell größte Steigerung betrifft die neue Sporthalle. Hier kämpft die Stadt seit Monaten mit den ausufernden Kosten. Mehr als eine halbe Million Euro wandert nun im wörtlichen Sinne ins Klo. Denn die Sanitärinstallationen, die beim Baubeschluss noch mit rund 385 000 Euro veranschlagt worden waren, kosten nun beim günstigsten Bieter 935 000 Euro. „Die Entwicklungen bei den Rohstoffpreisen für Stahl, Edelstahl und Gusseisen sind die Ursache für die enormen Kostensteigerungen bei den Haustechnikgewerken“, berichtete Michael Kohler, Leiter der Hoch- und Tiefbauabteilung. „Bei der ersten Ausschreibungsrunde im Juli 2022 hatten wir ein Angebot in Höhe von sogar 1,176 Millionen Euro.“ Daraufhin wurde das Gewerk erneut ausgeschrieben.

Der Gemeinderat entscheidet zweimal gegen einen Abbruch

Es ist nicht die erste dicke Kröte, die die Steuerzahler bei diesem Bauprojekt schlucken müssen. Bei den Tiefgründungs- und Rohbauarbeiten kommen aller Voraussicht nach 780 000 Euro obendrauf. Bei berechneten zwei Millionen Euro Kosten eine Steigerung von immerhin rund 40 Prozent. Bei den Zimmererarbeiten kommt mit 420 000 Euro noch mal ein Drittel auf die ursprüngliche Schätzung obendrauf. Die 150 Prozent mehr sind aber ein echtes Novum.

Ein Abbruch des Projekts? Der Zug ist inzwischen abgefahren. Bereits zweimal stand der Gemeinderat vor der Entscheidung, die Planung einzufrieren oder weiter voranzutreiben: Erst 2021 – schon damals war klar, dass das mit zehn Millionen Euro veranschlagte Projekt mehr als 13 Millionen verschlingen würde – und dann noch mal im Juni 2022, als die ersten Angebote durch die Decke gingen. Denn die Sporthalle wird nach Ansicht der Stadt, der Schulen und Sportvereine zwar dringend benötigt, sie ist aber kein Pflichtprojekt und bleibt bei einigen Bürgern umstritten – denn Renningen hat bereits drei große Sporthallen. Erst mehrheitlich, zuletzt ohne Gegenstimmen, entschied sich der Gemeinderat dennoch, am Ball zu bleiben. Schon deshalb, weil bis Mitte 2022 bereits ein siebenstelliger Betrag in die Planung geflossen war. Die Krux in Renningen ist: Bei der Sporthalle wird es nicht bleiben.

Auch die Realschule wird teurer

Es gibt aktuell zwei weitere Projekte, die die Zehn-Millionen-Euro-Marke deutlich knacken werden. Es handelt sich um die Sanierung und Erweiterung der Friedrich-Silcher-Grundschule sowie der Realschule, in deren Wänden auch noch Asbest gefunden wurde. Diese Projekte sind nicht aufschiebbar. Und auch hier offenbaren sich bereits die ersten großen Probleme beim Finden von Baufirmen.

Mit knapp 330 000 Euro für die Metallbau- und Schlosserarbeiten ist das Angebot der Firma Vorndran Metallbau noch das günstigste – und selbst das liegt mehr als das Doppelte über den einst berechneten 150 000 Euro und immer noch 50 Prozent über der aktualisierten Kostenberechnung von Anfang 2023. Ziemlich genau doppelt so hoch wie gedacht sind die Kosten für den Gerüstbau, nämlich 560 000 statt 285 000 Euro. Dass das Angebot für die Trockenbauarbeiten vermutlich sogar 60 000 Euro günstiger wird als erwartet, ist da ein eher kleines Trostpflaster.

Kritik an immensen Preissteigerungen

Der Ärger und die Verwunderung über die Angebote waren manchen Ratsleuten deutlich anzumerken. „Ich verstehe nicht, wie es da zu so einem Sprung kommen kann“, warf Alfred Kauffmann von den Freien Wählern mit Blick auf die Gerüstarbeiten ein. „Die Gerüste gab es doch vorher schon.“ Bei manchen Angeboten beschleiche ihn das Gefühl, dass die Baufirmen die Situation schlicht ausnutzten. Auch Jürgen Lauffer (Freie Wähler), selbst Zimmerer, kritisierte die Angebote: „Ich habe selbst mit Ausschreibungen zu tun, und das hier passt nicht zu dem, was aktuell üblich ist“, bemängelte er und stimmte letztlich gegen die hohen Vergaben. Dennoch gingen alle mehrheitlich durch.