Seit dem 1. Januar müssen Gastronomen Mehrweg-Verpackungen anbieten. Viele Betriebe in und um Leonberg haben bereits in der Coronazeit auf ein Pfandsystem umgestellt.

In der Metzgerei Philippin in Rutesheim und dem angeschlossenen Bistro hat die seit 1. Januar bundesweit geltende sogenannte Mehrweg-Angebotspflicht nicht viel verändert: „Wir sind unserer Zeit voraus gewesen“, sagt Frank Philippin, einer der beiden Geschäftsführer, auf Anfrage unserer Zeitung, „mein Bruder hat sich voll dahintergeklemmt.“ Bereits seit anderthalb Jahren werden nun in Rutesheim verzehrfertige Speisen zum Mitnehmen in Verpackungen angeboten, die mehrfach genutzt werden können. „Das spart Verpackung und schont die Umwelt“, sagt Frank Philippin.

 

Begonnen habe die verstärkte Nachfrage nach Mitnehm-Essen während des ersten Coronalockdowns, als die Bewirtung von Gästen im Bistro verboten war. Bald darauf kooperierte die Metzgerei Philippin mit dem Mehrweg-Anbieter Rebowl: Fünf Euro Pfand zahle der Kunde für das Mitnehmen der Mehrweg-Schüssel, die wahlweise mit oder ohne Trennwand zwischen Fleisch und Beilage angeboten werde, und die Frank Philippin für vergleichbar mit Tupperware hält: „Die fünf Euro sind gut investiert“, findet er. Die meisten seiner Kunden würden die Schalen selber zu Hause reinigen und mehrmals benutzen, man könne sie aber auch jederzeit abgeben und das Pfand zurückerhalten.

„Tendenz steigend“

Auf gut 20 Prozent schätzt Philippin den Anteil der Mehrweg-Verwender unter seinen Mitnehm-Kunden, „Tendenz steigend“. Er könne es jedoch verstehen, wenn nicht jeder Gastronom von der seit 2023 geltenden Mehrwegangebotspflicht für Betriebe mit einer Verkaufsfläche ab 80 Quadratmetern und mehr als fünf Beschäftigten begeistert sei: „Es ist ein organisatorischer Aufwand.“

Dennoch schätzt Martin Banzhaf, der Wirt des Restaurants Grüner Baum in Warmbronn, den Anteil seiner Kunden, die sich beim Mitnehmen von Speisen für eine Mehrweg-Schüssel von Rebowl entscheiden, auf mittlerweile 90 Prozent. Auch in seinem Restaurant gebe es das Mehrweg-Angebot schon länger, „wir sind der Pflicht vorausgekommen“, sagt er. Auch im Grünen Baum sei der Coronalockdown der Ausgangspunkt des Mitnehm-Trends gewesen, aber es gebe nach wie vor eine Stammkundschaft, die seine Mahlzeiten lieber mitnehme, als im Restaurant zu essen. Diese Stammkundschaft verlange nach den Mehrwegverpackungen.

Mehr Teilnehmer am gleichen System machen es Kunden leichter

Die verbleibenden zehn Prozent, die lieber bei der Einweg-Verpackung blieben, zählt Banzhaf zur Laufkundschaft: „Das sind die letzten, die bei uns noch Einweg benutzen“, sagt er. Denn für jemanden, der zufällig vorbeikomme und Essen zum Mitnehmen bestelle, sei die Rückgabe der pfandbehafteten Mehrwegschüssel noch zu kompliziert, und eine einzelne Schüssel mit dem Auto zum Restaurant zurückzufahren, sei „auch nicht umweltfreundlich“.

Deshalb hoffe er, dass künftig noch mehr Gastronomen am Rebowl-System teilnehmen würden, damit die Rückgabe leichter wird: „Je mehr teilnehmen, desto einfacher wird es für die Laufkundschaft.“ Und auf der Homepage des Unternehmens Recup, das auch die als Rebowl bezeichneten Mehrweg-Schalen anbietet, heißt es neben einem Foto, auf dem zwei Frauen zwei grüne Schalen tragen, deren Farbton exakt dem Farbton des Sakkos entspricht, das eine der beiden Frauen trägt: „Lasst uns gemeinsam einen gigantischen Berg an Ressourcen einsparen und den enormen Haufen an Müll vermeiden!“

Auch die Rentner nutzen das Pfandsystem

„Letztvertreiber von Einwegkunststofflebensmittelverpackungen und von Einweggetränkebechern, die jeweils erst beim Letztvertreiber mit Waren befüllt werden, sind ab dem 1. Januar 2023 verpflichtet, die in diesen Einwegverpackungen angebotenen Waren am Ort des Inverkehrbringens jeweils auch in Mehrwegverpackungen zum Verkauf anzubieten“, heißt es im Paragraf 33 des Verpackungsgesetzes, das seit dem 1. Januar gilt.

„Wir haben uns auf das Thema schon im vergangenen Jahr eingestellt“, sagt Roland Hess von der gleichnamigen Metzgerei in Höfingen. Er bereite Essen für viele Rentner zu, so Hess, die würden mittlerweile alle Mehrwegverpackungen benutzen. Nur Zufallskunden würden noch eine pfandfreie Einwegverpackung bevorzugen. „Immer mehr Kunden sind so weit, dass sie die Schüssel mitbringen“, sagt Hess. Er finde das „sehr bemerkenswert“.

Auch das Restaurant Il Coco in Gerlingen erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, bereits während des ersten Coronalockowns auf Mehrweg-Verpackungen umgestellt zu haben. Und für Pizzakartons gelte das Gesetz, das sich auf Kunststoffverpackungen bezieht, ja nicht.