Nach der Diskussion um die Konstanzer Inszenierung von „Mein Kampf“ wehrt sich die Theaterleitung gegen die Kritik. Man habe „bewusst eine Debatte“ angestoßen.

Konstanz - Im Streit um die Konstanzer Inszenierung von George Taboris „Mein Kampf“ in der Regie von Serdar Somuncu hat das Theater Vorwürfe zurückgewiesen. Mit dem Angebot an Zuschauer, dass sie eine Freikarte bekommen, wenn sie mit einer Hakenkreuz-Armbinde erscheinen, habe man bewusst „eine Debatte angestoßen“, teilte das Theater Konstanz am Montag mit. Dabei gehe es darum, „wie wir, besonders über Generationen hinweg, umgehen mit der Erinnerung an die Verbrechen der Nazizeit und welche Handlungsmaximen für unsere heutige Zeit daraus erwachsen“.

 

Das Theater warf dem Konstanzer Kulturbürgermeister Andreas Osner „ignorante Vorverurteilung“ vor. Er habe die Inszenierung kritisiert, ohne sie bis heute gesehen zu haben.

Besucher entscheiden sich gegen Freikarten

Es habe bis zu zwölf Freikarten-Anfragen gegeben, sagte eine Sprecherin vor Beginn der Premiere am Freitagabend. Allerdings hätten sich mehrere Besucher dann doch dagegen entschieden. Eine Geschichtsstudentin hatte das Angebot des Theaters angenommen. Allerdings habe sie vor der Vorstellung davon Abstand genommen, teilte das Theater mit.

Am Freitag der Premiere sah man nach Angaben des Theaters im Foyer eine ganze Reihe Zuschauer mit selbstgebastelten Schildern: „Freischwimmer“, „Ich habe meine Karte bezahlt“ oder auch „Nix da“.

Die Reaktion des Publikums sei ein erhofftes Zeichen von „eigenverantwortlichem Denken und Mut“ gewesen. „So sieht Auseinandersetzung, so sieht Verantwortung aus. Wir sind stolz auf unser wunderbares Publikum.“ Die Freikarten-Idee war - ebenso wie die Tatsache, dass das Premierendatum auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel - vielfach auf Unverständnis und Kritik gestoßen.