Die Erzieherinnen Tina Reidl und Bianca Tennigkeit vom Jugendhaus Möhringen teilen ihre Leidenschaft fürs Lesen. Und sie haben auf die Frage nach einem Lieblingsbuch gleich mehrere parat.

Stuttgart-Möhringen - Sie geben sich gegenseitig Buchtipps oder holen sich Anregungen von den Jugendlichen, mit denen sie auf Freizeit gehen: Die Erzieherinnen Tina Reidl, 34, und Bianca Tennigkeit, 27, vom Jugendhaus Möhringen sind begeisterte Leserinnen. Und sie haben auf die Frage nach einem Lieblingsbuch gleich mehrere parat.

 

„Ich habe immer schon gerne gelesen“, sagt Tina Reidl und zählt die Schätze ihrer Jugend auf: Pucki, Dolly, Hanni und Nanni. Und heute? „Ist es nicht viel anders“, sagt sie, „in den ersten 30 Seiten eines Buches entscheidet es sich, ob es mich packt oder nicht.“ Vor allem Thriller, Psychothriller und Kriminalromane sind ihre liebste Lektüre. Oder witzige Frauenbücher wie die von Gaby Hauptmann oder Elisabeth Kabatek („Brezeltango“, „Spätzleblues“, „Laugenweckle zum Frühstück“). Besonders amüsant findet sie David Safiers „Mieses Karma“. Der deutsche Schriftsteller und Drehbuchautor sorgte für viel Heiterkeit mit der Geschichte einer rücksichtslosen Fernsehmoderatorin, die als Ameise wiedergeboren wird.

„Er hat es wirklich drauf, die Leser zu überraschen“

Tina Reidls neuester Favorit aber ist Sebastian Fitzek, von dem sie „Das Kind“ als Lieblingsbuch ausgewählt hat. Der Psychothriller um einen zehnjährigen, totkranken Jungen, der fest davon überzeugt ist, in einem früheren Leben ein Mörder gewesen zu sein, hat sie so sehr gefesselt, dass es sie kaum still auf ihrem Sessel hielt. „Es war mein erster Fitzek, und ich habe mir gleich neue gekauft“, schwärmt sie, „er hat es wirklich drauf, die Leser zu überraschen.“

Bei Bianca Tennigkeit begann die Liebe zum Buch etwas später. „Ich selbst habe als Kind nicht viel gelesen, aber meine Mutter hat mir die Bücher von Otfried Preußler vorgelesen“, erzählt sie. Erst als Teenager verbiss sie sich in die „Drei Fragezeichen“, eine Krimiserie für Jugendliche. Mit ihrer Kollegin teilt sie heute die Vorliebe für die Bücher von Charlotte Link, einer deutschen Autorin, die Kriminalromane in englischer Erzähltradition schreibt und oft für eine Engländerin gehalten wird. „Das kann man gut und schnell lesen, aber man vergisst es auch schnell wieder“, urteilt Bianca Tennigkeit.

„Aber ich bin auch ein großer Harry-Potter-Fan geworden“

Sie mag es, wenn es um etwas geht, was den Menschen wirklich geschehen kann. Besonders beeindruckt war sie von Khaled Hosseini und seinem Buch „Drachenläufer“, das von der schwierigen Freundschaft zweier Jungen in Afghanistan erzählt. Ebenso faszinierend fand sie den Roman der iranischen Filmemacherin Siba Shakib mit dem Titel „Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen“. Es geht um das Schicksal einer Frau während des Einmarsches der Russen und von ihrem Leben in Kabul während der Herrschaft der Taliban. „Da erfahre ich etwas über die Länder, aus denen diese Menschen kommen“, sagt Bianca Tennigkeit. „Aber ich bin auch, nachdem ich mich erst gesträubt habe, ein großer Harry-Potter-Fan geworden“, gesteht sie lachend.

Als Lieblingsbuch wollte sie eigentlich „Himmelssucher“ von Ayad Akhtar mitbringen. Es ist die Geschichte eines zehnjährigen Jungen, der in einer pakistanischen Familie von Einwanderern in Milwaukee aufwächst und sich zum ersten Mal mit dem Islam und der Frage nach der Religion auseinandersetzt. Aber das Buch war gerade nicht zur Hand, und so holt sie aus ihrer Tasche doch noch einen Roman von Charlotte Link mit dem Titel: „Das Echo der Schuld“.