Der israelische Pianist Boris Giltburg erntet für seine meisterhafte Darbietung im Beethovensaal in Stuttgart stürmischen Applaus.

Boris Giltburg hat eine Menge zu sagen. Das ist vom ersten Ton an klar in Beethovens Klaviersonate op. 57, der „Appassionata“. Die erst in Grabestiefe ab-, dann aufsteigende Pianissimolinie deutet sofort einen existenziellen Abgrund an. Was folgt, ist ein aufwühlender Psychokrimi, für dessen pianistische Umsetzung man so schnell kein Wort findet. Vielleicht magmatisch? Vulkanisch? Auf jeden Fall eruptiv, wütend, verzweifelt bis zur Selbstaufgabe. Krasser und ohne die Kontrolle übers Material zu verlieren, kann man diese Sonate, ihre Klangkaskaden, entfesselten Figurationen, wilden Kontraste, wohl nicht spielen. Der Spannungsbogen vom düsteren Beginn über den nur scheinbar entspannten Variationensatz bis zur apokalyptischen, angsterfüllten Presto-Schlussstretta ist immens, und der israelische, 1984 in Moskau geborene Pianist spielt ihn straff.