Sieben Meisterschüler des Weißenhof-Programms der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zeigen ihre Abschlussarbeiten in der Villa Merkel in Esslingen. In der bunten Schau gibt es trotz der großen Unterschiedlichkeit der Künstler auch Gemeinsamkeiten.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Traumzustände, Lebensläufe und Geschichte sind einige der Themen der Schau, die von Donnerstag an in der Villa Merkel zu sehen ist. Unter dem Titel „We grew some eyes“ – stellen sieben Meisterschüler des Weißenhof-Programms der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart die Ergebnisse ihres postgradualen Studiengangs vor. Bedrückend, anregend und wie meistens, wenn so viele künstlerische Positionen aufeinandertreffen, auch sehr unterschiedlich präsentiert sich die Ausstellung aus Malerei, Fotografie, Skulpturen, Scherenschnitten und Videoarbeiten. Ohne dass es vom Programm vorgegeben wurde, sind einige Gemeinsamkeiten unter den Werken auszumachen.

 

Jochen Damian Fischer hat etwa Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zum Thema seiner künstlerischen Auseinandersetzung gemacht. Er stellt Schutzräume in Städten ländlichen Waldbunkern gegenüber. Teilweise hat er die ehemaligen Schutzhöhlen in Wäldern Süddeutschlands selbst freigelegt und seine Grabungen mit der Kamera dokumentiert. Seine Reise und die Beschäftigung mit der Vergangenheit sieht der 35-jährige Freiburger damit noch nicht beendet. Ebenfalls mit der Vergangenheit hat sich Franziska Sophie Geißler beschäftigt. Ausgehend von einem 20 Jahre alten Foto ihrer ehemaligen Clique in Bamberg hat die 37-Jährige mit buntem Harz, Textilien und Aluplatten die Lebenswege ihrer heute weit verstreuten ehemaligen Freunde künstlerisch nachempfunden. „Heutzutage sind Künstler weltweit vernetzt. Da ich örtlich gebunden bin, habe ich die Lebensgeschichten und die Vernetzung einfach zu mir geholt“, sagt die Künstlerin. Entstanden sind daraus großformatige Porträts. ohne die Gesichter der betreffenden Personen zu zeigen. In gleich drei Räumen im Erdgeschoss sind ihre Werke zu sehen.

Fotokunst, Videosequenzen und Scherenschnitte aus Teichfolie

Schwarze Scherenschnitte aus Teichfolien von Nina Joanna Bergold sind die titelgebenden Werke der Ausstellung. Die Arbeiten hängen von der Decke und geben je nach Standpunkt unterschiedliche Perspektiven frei. Eine Video von Jonas Maria Ried empfängt den Besucher im Treppenaufgang. Der 30-jährige Künstler hat sich für diese Ausstellung von der Bildhauerei abgewandt und zeigt Videos mit Romantik-Bezügen. Etwa eine Sequenz, in der er mittels eines Seils einen Staudamm öffnet und so einen Wasserfall auslöst.

Mit Klarträumen und traumfördernden Substanzen hat sich Johanna Mangold beschäftigt, die ihre Ergebnisse ebenfalls präsentiert. Eine Art Aufarbeitung betreibt auch Vladimir Unkovic. Der Künstler zeigt Fotos, die er im letzten Jahr in Los Angeles während einer Recherche zur Kommunistenverfolgung in Hollywood in den 40ern und 50ern gemacht hat. Die Leerstellen auf seinen ästhetischen Bildern lassen Platz für Interpretationen. Träume, Geschichte und Erlebtes aufarbeiten, das ist das verbindende Thema einiger der diesjährigen Absolventen des Meisterschüler-Programms.

Weißenhof-Programm:

Staatliche Akademie der Bildenden Künste: Mit dem postgradualen Studiengang „Weißenhof-Programm der Bildenden Kunst“ will die Einrichtung auf dem Killesberg in Stuttgart innovative Arbeitsvorhaben und herausragende Künstler besonders fördern.

Inhalte: Kunstabsolventen können sich mit einem selbst gewählten, konkreten Projekt oder einer Schwerpunktvertiefung bewerben. Ein Ausschuss wählt die Meisterschüler aus.

Ausstellung: Die Präsentation findet traditionell in der Villa Merkel in Esslingen statt. „We grew some eyes“ wird am Donnerstag, 30. Januar, um 19 Uhr eröffnet. Bis 23. Februar sind die Arbeiten in der Galerie in den Pulverwiesen 25 in Esslingen zu sehen.