Seit 100 Tagen ist Melanie Hettmer als Renninger Stadtoberhaupt im Amt. Als unter anderem ausgebildete Mediatorin passt sie sehr gut in eine Stadt, in der der Konsens in Sachfragen wichtig ist.

Langweilig ist es Melanie Hettmer in ihren ersten 100 Tagen im Amt als Bürgermeisterin von Renningen ganz sicher nicht geworden. Zum Start ihrer Amtszeit war es der 47-Jährigen vor allem wichtig, sich in die vielen neuen Themen einzuarbeiten und „sprechfähig zu sein“, wenn Bürgerinnen und Bürger auf sie zukommen und Fragen stellen. Gar nicht, um immer gleich Lösungen, aber mindestens Antworten parat zu haben. Denn von der Einbringung des Haushalts bis zu der Erhebung der Grundsteuer gab es einige Angelegenheiten, in denen viele Menschen das direkte Gespräch mit ihr suchten. „Ich habe mich recht schnell in viele Themen eingearbeitet und das wissen die Leute zu schätzen“, betont Hettmer.

 

Dabei könne sie vor allem auf ein starkes Team in der Verwaltung setzen. Besonders die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Ersten Beigeordneten Peter Müller funktioniere hervorragend. Wichtig war Renningens Bürgermeisterin, direkt zu Beginn ihrer Amtszeit alle Verwaltungseinheiten vor Ort zu besuchen und die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennenzulernen. Dabei sei Hettmer bewusst geworden, wie hoch der Arbeitsaufwand in den einzelnen Abteilungen ist. „Dass ich als Bürgermeisterin eine hohe Stundenzahl habe, war mir vorher schon bekannt“, schildert Hettmer schmunzelnd. „Was mir von außen nicht so bekannt war, ist die extrem hohe Arbeitsbelastung der Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung. Das geht schon fast bis zur Überlastung. Was ein vergleichbar kleines Team hier stemmen muss, ist immens.“

Vielfältige Erfahrungen als Vorteil

Die gelernte Betriebswirtin sieht es als Vorteil an, dass sie kein klassisches Verwaltungsstudium genossen hat, sondern vielfältige Erfahrungen in ihrer Vita vorweisen kann. Hettmer bringt eine 23-jährige Erfahrung in Verwaltungstätigkeiten im Sindelfinger und Ludwigsburger Rathaus und dem Kultusministerium mit. Sie hat also viel Praxiserfahrung und es ist nicht neu für sie, Gremien vorzustehen und Ausschüsse zu leiten. „Verwaltungsprozesse sind mir sehr klar“, betont sie. „Da hilft es mir, dass ich den Blick von verschiedenen Verwaltungen mitbringe, um schneller Dinge überblicken zu können.“

Neben den Erfahrungen in Ämtern ist die gebürtige Calwerin zudem ausgebildete Mediatorin. „Man merkt, dass Frau Hettmer mediatorisch tätig gewesen ist“, sagt Melanie Lederer, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat. „Sie ist natürlich noch nicht so routiniert in Verwaltungsfragen wie ihr langjähriger Vorgänger Herr Faißt. Aber sie hat sich nicht nur gut in die Themen eingearbeitet, sondern schenkt allen Gehör, versucht viele Stimmen einzubinden und arbeitet lösungsorientiert. Das haben wir in Renningen vorher schon so gemacht. Und das findet nun eine wirklich gute Fortführung.“

Auch Resi Berger-Bäuerle von den Frauen für Renningen (FfR) teilt diese Einschätzung: „Bisher habe ich nur gute Erfahrungen mit Frau Hettmer gemacht. Sie hat für alles ein offenes Ohr, auch für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sucht nach Lösungen, die alle Beteiligten zufriedenstellen. Das ist sehr positiv.“ Vergleiche zu ihrem Vorgänger Wolfgang Faißt möchte Berger-Bäuerle nicht anstellen. „Weibliche Vorgehensweisen und männliche sind eben unterschiedlich. Aber beide haben das gemeinsame Ziel im Blick. An Tagen wie dem Weltfrauentag bin ich natürlich besonders stolz darauf, eine Frau als Bürgermeisterin zu haben. Gerade jetzt, wo vielfach versucht wird, Frauen wieder in ein traditionelles Bild zu packen und Gleichberechtigung nur für wenige gelten soll.“

Öffnungszeiten der Bürgerbüros

Das Finden eines Konsens war in den ersten Wochen als Stadtoberhaupt mehrfach nötig. Neben der intensiv diskutierten Zukunft des Archäologischen Museums hat Melanie Hettmer bei den Öffnungszeiten des Bürgerbüros einen Kompromiss auf den Weg gebracht. Schon während des Wahlkampfs sei sie oft darauf angesprochen worden, dass nicht hinnehmbar sei, dass man ausschließlich mit vorherigem Termin die Bürgerbüros aufsuchen kann. „Ich habe in meinem Wahlkampf keine Versprechungen gemacht, sondern immer gesagt, dass ich mir zuerst auch die Perspektive der Verwaltung dazu anhören möchte“, betont Hettmer. Gesagt – getan.

Nach Gesprächen mit den dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellte sich heraus, dass sich das Terminbuchungssystem bewährt hatte und dadurch in der Summe sogar mehr Bürgerinnen und Bürger mit ihren Anliegen bedient werden können. Dennoch hat sich das Verwaltungsteam mit der Bürgermeisterin darauf geeinigt, künftig an einem Tag in der Woche ohne vorheriger Terminvereinbarung den Besuch des Bürgeramts möglich zu machen. „Mir war wichtig, dass wir niemanden mehr wegschicken, der ohne Termin vorstellig wird“, schildert Hettmer. „In Malmsheim wird das Bürgerbüro gerade ausgelagert. Und wenn es bis Mitte April oder Anfang Mai umgezogen ist, wollen wir in Renningen und Malmsheim einen Tag anbieten, an dem man ohne Terminvereinbarung seinen Amtsgeschäften nachgehen kann.“

Bürgersprechstunde soll kommen

Etwas zu kurz gekommen sei in den ersten Wochen im Amt vielleicht die „Präsenz nach außen“, mutmaßt Hettmer. Daher soll nach dem Umzug des Malmheimer Bürgerbüros eine regelmäßige Sprechstunde mit Bürgermeisterin Hettmer etabliert werden. Es wird möglich sein, die Bürgermeisterin in Renningen, Malmsheim und auch online mit seinen Anliegen zu konfrontieren.