Ein Geschäftsmann fragt im Allgäu nach dem Marktplatz und gerät deshalb ins Visier der Ermittler. Diese eine Frage zu viel ist der entscheidende Fehler des Geschäftsmannes, der im Eventmanagement tätig ist.

Memmingen - Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem Auto von einem geschäftlichen Termin nach Hause. Plötzlich werden Sie von einem Streifenwagen gestoppt. Ein Polizist reißt die Beifahrertür auf: „Hände hoch, aussteigen!“, befiehlt er Ihnen. Gleichzeitig fahren drei Zivilwagen vor. Sechs weitere Beamte postieren sich um Ihr Auto, die Schusswaffe im Anschlag.

 

Was sich wie eine Szene aus einem drittklassigen 70er-Jahre-Krimi anhört, ist Johannes Leichtle wirklich passiert. Der Geschäftsmann aus Leonberg gerät bei einer Geschäftsreise in Memmingen unter Terrorverdacht und wird überprüft. Nur mit Mühe kann er die Polizisten am Ende überzeugen, dass er weder ein Bombenleger noch ein militanter Islamist ist.

Der entscheidende Fehler: ein Frage zu viel

Eine Frage zu viel ist der entscheidende Fehler des Geschäftsmannes, der im Eventmanagement tätig ist und nicht nur in seiner Heimat, sondern auch überregional Kulturfestivals organisiert. In der beschaulichen Allgäu-Stadt hatte er sich auf der Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsort bei einer Passantin nach dem Weg zum Marktplatz erkundigt und hernach noch gefragt, ob dies denn der größte Platz in der Stadt sei. Die Wissbegierde des Fremden mit dem „ausländischen“ (schwäbischen) Akzent, kommt der Einheimischen verdächtig vor: Will der hier am Ende eine Bombe hoch gehen lassen?! Sie verständigt sicherheitshalber die Polizei.

Für die Ordnungshüter scheint der Ernstfall nicht unwahrscheinlich: Bei dem Fremden könnte es sich um einen Terroristen handeln, der den Marktplatz für ein mögliches Attentat auskundschaftet.

Sie observieren Leichtle, der sich arglos die Stadt anschaut, um dann wieder zum Auto zu gehen. Am Ortsausgang schlagen die Polizisten zu. „Ich durfte noch nicht einmal rechts ran fahren“, schildert der Leonberger den Polizeieinsatz. „Die haben mich mitten auf der Straße gestoppt.“

Warten mit erhobenen Händen

Während er mit erhobenen Händen warten muss, untersuchen die Beamten den Kofferraum: Stromkabel, eine Tüte, in der Metall klappert und ein Wildschwein. Das allerdings in Scheiben. „Ich habe im Allgäu eine Tante, die ist Jägerin“, erzählt Johannes Leichtle. „Die hatte ich besucht, und sie hatte mir etwas zu essen mitgegeben.“ Noch verdächtiger als der Wildschweinbraten kommt den Terrorfahndern das Metallteil in der Tüte vor. Es ist ein Raclette-Grill, den sich Leichtle von seiner Mutter ausgeliehen, aber noch nicht zurückgebracht hat. Und die Kabel? Die liegen von einer Veranstaltung noch im Auto.

Die Polizisten geben nicht auf: Wo er war? Mit wem er gesprochen hat? Erst nach längerem hin und her lassen sie den Leonberger fahren. „Ich wusste anfangs überhaupt nicht, was die von mir wollen“, sagt der Veranstaltungsprofi. Trotzdem hegt er keinen Groll gegen die Polizisten: „Die machen auch nur ihren Job.“ Ein Wort der Entschuldigung hätte er sich allerdings schon gewünscht. Ob er über den Vorfall lachen oder weinen soll, das weiß er selbst jetzt, einige Tage später, noch nicht. „Ein ungutes Gefühl bleibt auf jeden Fall.“