Seit George W. Bush nach dem Irakkrieg auf einem Flugzeugträger ein Banner mit den Worten „mission accomplished“ hissen ließ, muss man vorsichtig sein mit dem Begriff der erfüllten Mission. Und doch: Christine Hohmann-Dennhardt hat bei Daimler ganze Arbeit geleistet. Die ehemalige Verfassungsrichterin hat den Schmiergeldskandal weitgehend geräuschlos bewältigt, der für den Autobauer noch viel unangenehmer hätte werden können und die Unternehmenskultur verändert.

 

Das qualifizierte sie für eine Aufgabe, die derzeit verharmlosend als „Höllenjob“ bezeichnet wird: Als Vorstand im neu geschaffenen Ressort für Integrität und Recht soll sie VW durch den abgrundtiefen Abgasskandal führen. Da sind diffizile Verhandlungen mit der US-Justiz zu führen und gleichzeitig in Wolfsburg neue Strukturen zu schaffen, die weitere Manipulationen erschweren. Beides hängt zusammen: je glaubwürdiger den US-Behörden Reue und Umkehr erscheinen, umso milder ist die Strafe für den Betrug. Den car guys in Wolfsburg, bei denen bis heute allzu oft eine Hand die andere wäscht, gute Unternehmensführung beizubringen, gilt dabei als der schwerere Teil der Aufgabe. Noch ist nicht klar, wie viele Milliarden der Skandal die Wolfsburger kosten wird. Die Expertise von Hohmann-Dennhardt kann jedenfalls sehr viel Geld wert sein – von der Reputation für die Autobauer ganz zu schweigen.

Joachim Dorfs,
Chefredakteur der StZ, verfolgt den Aufstieg des Themas „gute Unternehmensführung“ seit Jahren.