Es gab ja in diesem Jahr auch die Griechenland-Krise. Monatelang zog sie ganz Europa in ihren Bann, die Griechen vor allem, aber gleich dahinter die Deutschen. Mal wieder die Deutschen – diese herzlosen Sparkommissare, die sogar dann noch kalt lächelnd auf Haushaltsdisziplin pochen, wenn sich ein Land schon im freien Fall befindet. Die Rollenverteilung jedenfalls sah das griechische Drehbuch vor. Und es hatte dafür auch den passenden Politstar zu bieten: den glatzköpfigen, krawattenlosen, motorradfahrenden Wirtschaftsprofessor Gianis Varoufakis. Er fiel in die europäische Finanzpolitik ein wie ein Berserker, machte das Warten auf wirre griechischen Spar-Listen zum neuen Zeitvertreib von seriösen Finanzministern wie Brüsseler Korrespondenten – und beherrschte damit die politische Bühne Europas gut fünf Monate lang. Er selber sagt im Rückblick, er und sein Ministerpräsident Alexis Tsipras (der im Gegensatz zu ihm noch amtiert) hätten in der Finanzkrise „die großen Jungs mit unseren Alternativvorschlägen nur gestört“. Weniger wohlwollend könnte man ihn auch als leicht durchgeknallt bezeichnen. Was nicht so schlimm wäre, wären nicht elf Millionen Griechen von seiner Politik abhängig gewesen.

 

Michael Maurer
hat nichts gegen unkonventionelle Politiker. Aber müssen sie gleich Finanzminister eines Krisenstaates werden?