Politisch gesehen war das Jahr eine Katastrophe, speziell für alle, denen die Europäische Union am Herzen liegt, weil sie letztlich die einzige Chance ist, auf diesem Kontinent den Frieden zu bewahren. Darum ist mein Mensch des Jahres ein Europäer, der allen schlechten Nachrichten zum Trotz unermüdlich Partei für die europäische Idee ergriffen hat: Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments. Er war bestimmt jeden Tag irgendwie auf Sendung, stets mit klarer Sprache und im beruhigenden Tonfall des zupackend-pragmatischen Rheinländers. Sein Großvater war Bergmann, sein Vater Polizist. Mit 19 ging Martin zu den Jusos. Eine Karriere als Profi-Fußballer endete mit Verletzungen. Die daraus folgende Lebenskrise mit viel zu viel Alkohol überwand er durch eine Ausbildung zum Buchhändler. 1987 wurde er Bürgermeister der Stadt Würselen bei Aachen, 35 000 Einwohner. Seit 1994 ist er in Brüssel und Straßburg im Parlament der heute 338 Millionen EU-Bürger. Ohne seinen Rat und seine Unterstützung ist auf unserem Kontinent kein Staat mehr zu machen, das weiß auch die Kanzlerin. Martin Schulz bleibt hoffentlich auch 2016 auf Sendung. Er macht uns Ehre.

 

Tim Schleider
leitet das StZ-Kulturressort und glaubt schon seit längerem, dass Buchhändler ein ganz eigener Menschenschlag sind.