Wenn man partout nichts sagen will, dann sollte man auch keine Pressekonferenz einberufen. Das weiß jetzt auch Wolfgang Niersbach, der am 22. Oktober zu einer denkwürdigen Informationsveranstaltung geladen hatte. Es fielen Sätze, die nun untrennbar mit dem am 9. November dann zurückgetretenen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes und dem Sportskandaljahr 2015 verbunden sind. Wir schalten noch mal kurz rein in die Pressekonferenz: „Das entzieht sich meiner Kenntnis. Das weiß ich nicht. Die Frage kann ich Ihnen auch nicht beantworten. Da bin ich überfragt. Das kann ich mit Sicherheit nicht sagen.“ So wurde an diesem Tag nicht geklärt, warum der DFB im Zuge der WM-Vergabe an Deutschland 6,7 Millionen der Fifa überwiesen hat, dafür war aber das Karriereende des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach besiegelt. Der Fall Niersbach zeigt, wie verdammt nah Triumph und Schmach doch beieinander liegen. Im Sommer 2014 durfte sich der ehemalige Sportjournalist in Brasilien noch als Weltmeister-Präsident feiern lassen. Nur etwas mehr als ein Jahr später filzen Steuerfahnder in aller Frühe sein Büro und selbst das Schlafzimmer. Wahrscheinlich hofft Wolfgang Niersbach immer noch, dass dies alles nur ein böser Traum ist.

 

Peter Stolterfoht
ist wie Wolfgang Niersbach Sportjournalist, kann sich eine DFB-Karriere aber derzeit nicht vorstellen.