In sozialen Medien gibt es Berichte über Auswirkungen auf die Monatsblutung. Mediziner sehen einen möglichen Zusammenhang.

Stuttgart - In den sozialen Medien berichten Frauen derzeit vermehrt über einen unregelmäßigen Zyklus. Die Monatsblutung kommt zu früh oder zu spät, dann ist sie zu schwach oder stärker als sonst. Dies sei vor allem nach einer Covid-19-Schutzimpfung aufgetreten. Melanie Henes, Leiterin der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Tübingen, schließt eine möglichen Zusammenhang nicht aus. „Natürlich können solche Nebenwirkungen auftreten. Der Zyklus kann sich aber auch durch andere Einflüsse oder Faktoren wie Stress oder Nervosität verändern.“ Die Belastung durch die Pandemie würde dabei schon ausreichen. Bisher habe aber keine ihrer Patientinnen über einen unregelmäßigen Zyklus berichtet.

 

Impfung regt die Immunzellen in der Gebärmutter an

Christian Thaler, Leiter des Hormon- und Kinderwunschzentrums der Ludwig-Maximilian-Universität (München), hält eine Verbindung für vorstellbar und plausibel. Gegenüber Spiegel-Online gab er folgende Erklärung: In der Gebärmutter befinden sich viele Immunzellen. Darum sei es möglich, dass bei einer Impfung, die das Immunsystem anregt, auch die Immunzellen in der Gebärmutter anregt werden. „Die sogenannten Zytokine, also Immunbotenstoffe, die Fieber und Gliederschmerzen verursachen, können auch die Immunzellen in der Gebärmutterschleimhaut beeinflussen.“

Grundsätzlich sei es laut Thaler auch vorstellbar, dass sich der Hormonhaushalt im Körper nach einer Impfung ändere. Allerdings gebe es dafür bisher keine Hinweise. Die Tübingerin Henes glaubt nicht, dass es rein an den Hormonen liegt. „Das ergibt sich durch das Immunsystem.“ Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel benutzten, bräuchten daher keine Bedenken haben, dass der Schutz nach einer Impfung beeinträchtigt sei. „Lediglich wenn nach der Impfung Übelkeit mit Erbrechen oder Durchfall auftritt, ist der Schutz nicht mehr gegeben.“

Frauen sind keine Maschine

Die manchmal geäußerte Befürchtung, dass die Coronaschutzimpfung die Fruchtbarkeit schwäche, stimme nicht. Das sei durch Studien bewiesen worden. „Bisher gibt es keine Probleme. Aber wir haben noch keine Langzeitdaten. Das wird sich erst in ein paar Jahren zeigen.“

Hinzu komme: „Frauen sind keine Maschinen, darum kann sich der Zyklus auch mal verändern.“ Es könne also an der Impfung oder an einem zeitlichen Zusammenhang liegen. Die Frauen sollten ihren Zyklus beobachten. Sobald die Unregelmäßigkeit länger als ein oder zwei Zyklen andauere, sollte ein Arzt hinzugezogen werden, empfiehlt die Medizinerin.

Medizinerin rät zur Schutzimpfung

Die Tübinger Ärztin spricht sich klar für die Covid-19-Impfung aus und rät ihren Patientinnen, sich impfen zulassen, nicht zuletzt, wenn sie schwanger werden wollten. „Bei einer Infektion während der Schwangerschaft erhöht sich das Risiko sechsfach, intensivmedizinisch behandelt und zu 23 Mal häufiger, beatmet werden zu müssen. Gerade adipöse Frauen oder Schwangere mit Bluthochdruck und Zuckerkrankheit haben einen zusätzliches Risiko“, sagt Henes. Aber auch für das Kind sei es gefährlich: Bei einer Ansteckung steige die Gefahr einer Frühgeburt, Schwangerschaftsvergiftung oder Totgeburt.