Junge Frauen mit Berufserfahrung und Promotion in der Tasche, gerne mit Kindern: Sie sind als Hochschulprofessorin gefragt. Ein Projekt, das mehr weibliche Lehrkräfte als Ziel hat, geht jetzt in die zweite Runde.

Ludwigsburg - Das Studium ist zu Ende, die ersten Jahre im Beruf geschafft. Wenn nun bei Frauen der Wunsch kommt, eine Familie zu gründen, stellt sich die Frage: Wie klappt das mit Beruf und Kind? Eine Antwort kommt aus Ludwigsburg „Ganz einfach: Diese Frauen sind bei uns an der Hochschule genau richtig als Professorin“, sagt Gunda Rosenauer, die Gleichstellungsbeauftragte an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen(HVF). Denn als Professorin könne man sich die Zeit frei einteilen und gleichzeitig wunderbar seine Berufserfahrungen aus der Praxis einbringen.

 

Im Tandem wird das Berufsziel in Angriff genommen

Gunda Rosenauer weiß, wovon sie spricht, sie ist selbst als Professorin im sozialwissenschaftlichen Bereich an der HVF tätig. Und sie betreut das Mentoring-Programm namens Coaching, Mentoring, Training (Coment), mit dessen Hilfe mehr Frauen als Lehrkräfte an die Hochschule geholt werden sollen. Dabei werden sogenannte Tandems aus einer Professorin oder einem Professor und einer Frau aus Wirtschaft oder Verwaltung mit abgeschlossener oder begonnener Promotion gebildet, um auf diese Weise den Kontakt zwischen Hochschule und Wirtschaft zu intensivieren. Die Bilanz nach dem ersten Projektjahr: Es sei mit 24 Tandems sehr erfolgreich verlaufen, sagt Gunda Rosenauer. Ende November soll nun die zweite Runde beginnen, bei der dann 35 Mentoren-Paare gebildet werden.

Die 34 Jahre alte Christina Ruff ist eine derjenigen Frauen, die sich eine berufliche Zukunft als Professorin vorstellen können. Seit diesem Jahr ist die Betriebsprüferin beim Finanzamt und bald Mutter zweier Kinder der „Schützling“ der HVF-Professorin Elke Gaugel und sagt: „Eines Tages als Professorin zu arbeiten, wäre mein Traum.“ Weil „ich da mit jungen Menschen arbeiten kann, und weil ich mein Wissen aus der Praxis weitergeben und prima Beruf und Familie miteinander vereinbaren kann“. Auch die Bezahlung als Hochschulprofessorin ist ein nicht unwichtiger Aspekt: So bekommt man als verbeamtete Professorin in der Stufe W2 ein monatliches Grundgehalt in Höhe von etwa 4800 Euro. Vor allem aber findet Christina Ruff es spannend, zu unterrichten und den Studenten dabei ihr Spezialgebiet, das Steuerrecht, nahezubringen. Sie selbst arbeitet in ihrem Job „täglich mit dem Gesetz“ und sieht es als wichtig an, dass sich noch mehr ihrer Kolleginnen für den Beruf der Professorin begeistern könnten.

Mentoren verschaffen Kontakte in der Hochschule

Es gibt allerdings auch einen Haken: „Eine beendete oder begonnene Promotion ist unabdingbar“, sagt Elke Gaugel. Die Mentorin von Christina Ruff ist eine Verfechterin für eine höhere Frauenquote unter den Professoren und unterstützt das Programm gerne als Mentorin. Das tut sie, indem sie sich regelmäßig mit Christina Ruff trifft, ihr Tipps gibt und wichtige Kontakte innerhalb der Hochschule vermittelt. Dass künftig mehr Lehrkräfte aus der Praxis kommen, findet sie wichtig. „Wenn ich an mein eigenes Studium zurückdenke, waren die Stunden, in denen jemand die Theorie mit der Praxis verknüpft hat, die spannendsten“, sagt sie. Auch sie versuche stets, ihre Lehrstunden praxisnah zu gestalten.

Läuft bei Christina Ruff alles nach Plan, könnte sie theoretisch schon in drei bis fünf Jahren in ihrem Traumberuf als Professorin arbeiten. Mehr Information zum Mentoring-Programm: www.traumberuf-professorin.de