Ikonen mit Stern: Beim Jahrestreffen des Mercedes-Benz 300 SL Club können die legendären Autos vor dem Mercedes-Benz-Museum bewundert werden.

Stuttgart - Flügeltürer und Roadster: Schon bei der Erwähnung dieser berühmtesten Fahrzeuge mit dem Stern schlägt das Herz der Fans automobiler Legenden höher. Denn der 300 SL, ein Coupé, dessen Türen lässig nach oben schwingen, ist ein Traumwagen, vom dem 1954 bis 1957 1400 Exemplare gebaut wurde. Von der offenen Version, dem 300 SL Roadster (W198 II), rollten von 1957 bis 1963 in Sindelfingen 1858 Stück vom Band. Diese Ikonen geben sich an diesem Wochenende in einem einmaligen Großaufgebot ein Stelldichein in Stuttgart: Beim Jahrestreffen des Mercedes Benz 300 SL Clubs mit etwa hundert der insgesamt 300 Mitglieder aus ganz Deutschland und Europa. Ihre automobilen Preziosen können an diesem Samstag am Spätnachmittag und Abend vor der Kulisse des Mercedes-Benz-Museums bestaunt werden.

 

„Wir wollten uns einen Traum erfüllen“: Treffender als ein Ehepaar aus Essen lässt sich die Passion nicht begründen. Der Anblick dieser wahr gewordenen Träume ist überwältigend. Eine Parade in Schwarz, Silber, Cremefarben und Signalrot von hoher und zeitlos gültiger Ästhetik. Und wenn ein 215 PS-starker Motor angelassen wird und mit sattem Sound röhrt, wartet man drauf, dass der 300 SL, in England Gullwing, Möwenflügel, genannt, gleich abhebt.

Mit dem Oldtimer-Virus angesteckt

Dieses beschwingte Gefühl überträgt sich sichtlich auf die glücklichen Besitzer. Martin H. erzählt, dass er seinen silbernen Flügeltürer von einem alten Herrn in Washington gekauft hat: „Das letzte Modell noch mit Scheibenbremsen.“ Gut gelaunt ist Charlie Kellner aus München noch auskunftsfreudiger: Er habe vor 17 Jahren für seinen Roadster 280 000 Mark bezahlt. Ein Schnäppchen gewissermaßen, denn diese Autos, die einmal 29 000 (das Coupé) und 35 000 (Roadster) Mark kosteten, sind nicht mehr unter 800 000 bis 1,5 Millionen Euro zu finden. Von Geld reden mag dagegen Eddy Leysmans aus Belgien nicht. Stolz erzählt er, dass der cremefarbene Flügeltürer mit roter Innenausstattung schon 1957 bei der Mille Miglia von William G. Graham gefahren wurde. Er habe ihn vor acht Jahren gekauft und restaurieren lassen. Wie fährt er sich? „Sehr bequem und mit einem Verbrauch von nur zehn Litern.“ Ehefrau Monique ist längst mit diesem Oldtimer-Virus angesteckt. Stationiert ist das Schätzchen in Bayern: Wir fahren ihn nur in Deutschland“, verrät das Ehepaar, „da ist es schöner als bei uns.“

Zum Glück kommt das nächste Enkelkind von Phil und Ulla Christina Bengtsson aus Göteborg erst im August. Denn in den letzten vier Jahren hätten Familienangelegenheiten wie Hochzeiten und Geburten die Teilnahme an Clubtreffen vereitelt. „Sehr zum Verdruss meines Mannes“, verrät die Ehefrau. Jetzt konnte er dem roten Roadster, seit 26 Jahren in seinem Besitz und einer von nur noch 30 Exemplaren in ganz Schweden, auf den 1250 Kilometern nach Stuttgart wieder richtig Auslauf gönnen.