Der Mercedes aus dem Online-Shop: Daimler will erstmals Neuwagen der Marke Mercedes-Benz auch im Internet verkaufen. Die Mercedes-Händler reagieren zunächst einmal gelassen.

Stuttgart - Neben BMW will nun auch Daimler Autos über das Internet verkaufen. Noch in diesem Jahr sollen die konzerneigenen Mercedes-Niederlassungen in Hamburg und Warschau nach Angaben des Unternehmens Online-Shops eröffnen, über den Fahrzeuge der Marke mit dem Stern bestellt werden können. Dabei können sich die Kunden die Ausstattung ihrer Wagen allerdings nicht nach ihren Wünschen zusammenstellen. Nach Angaben von Mercedes-Vertriebschef Joachim Schmidt wird es sich um vorkonfigurierte Modelle handeln, die zumindest zunächst ausschließlich als Leasingfahrzeuge angeboten werden.

 

Dabei handelt es sich nach Angaben von Schmidt um einen Test. Die Nobelmarke will Erkenntnisse darüber gewinnen, wie ein solcher zusätzlicher digitaler Verkaufskanal bei den Käufern von Premiumfahrzeugen ankommt. Die Händler können nach Angaben des Vertriebschefs von den Internetgeschäften profitieren. Sie erhalten einen Teil der Marge, wenn die Kunden ihren im Internet bestellten Wagen bei ihrem Mercedes-Autohaus vor Ort abholen. Zudem könnten die Autohäuser auf die Weise neue Servicekunden gewinnen.

Zunächst einmal ein Experiment

Etwa die Hälfte des Mercedes-Absatzes läuft in Deutschland über Vertragshändler, die andere Hälfte wird über konzerneigene Niederlassungen abgesetzt. Es sei heute noch viel zu früh, dieses Projekt zu bewerten, sagte Stefan Ax, Geschäftsführer des Verbands der Mercedes-Benz Vertreter (VMB), in dem die Vertragshändler organisiert sind. Es sei zunächst einmal ein Experiment, dessen Ergebnisse abgewartet werden müssten.

Der geplante Vorstoß von BMW in den Internethandel dagegen hat heftige Kritik bei den Händlern der weiß-blauen Marke ausgelöst. BMW hat schon vor einiger Zeit angekündigt, dass das neue Elektroauto i3 auch über das Internet verkauft werde. Deutschland-Vertriebschef Roland Krüger hat nun gegenüber der „Wirtschaftswoche“ jedoch erkennen lassen, dass dies womöglich erst der Anfang ist. „Der Verkauf im Internet könnte bei allen Modellen ergänzend eingesetzt werden“, zitiert das Magazin den BMW-Manager. Dies kommt bei den Händlern überhaupt nicht gut an, weil sie Absatzeinbußen befürchten. „Wir haben BMW unmissverständlich gesagt, dass direkte Verkaufskanäle von uns abgelehnt werden“, kontert Werner Entenmann aus Esslingen, der Präsident des BMW-Händlerverbands. Bis jetzt spielt das Internet nach einer Studie des Geislinger IFA-Instituts vor allem als Informationsquelle eine wichtige Rolle. Neuwagen werden jedoch selten über Portale wie Autohaus24 oder Meinauto.de gekauft. Dies wird unter anderem damit begründet, dass Autokäufer großen Wert auf eine Probefahrt legen.