Dem Italiener Fognini gelingt beim 5:7, 6:4, 6:4 gegen Philipp Kohlschreiber der erste Turniersieg seiner Karriere. Auch Sponsoren und Veranstalter zeigen sich mit der Bilanz zufrieden.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Stoccarda, wie Stuttgart auf Italienisch heißt, wird Fabio Fognini wohl für lange Zeit in guter Erinnerung bleiben. Immerhin hat sich der 26-jährige Tennisprofi aus San Remo gestern am Sonntag einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Nach 2:08 Minuten Spielzeit im Finale des Turniers auf dem Weissenhof setzte Fabio Fognini mit seinem verwandelten Matchball einen Schlusspunkt unter ein hochklassiges Endspiel gegen die deutsche Hoffnung Philipp Kohlschreiber. Mit dem 5:7, 6:4, 6:4 über den Augsburger holte Fabio Fognini nach zwei verlorenen Endspielen seinen ersten Einzelsieg auf der ATP-Tour überhaupt.

 

Damit ist der 1,78 Meter kleine Italiener um 74 000 Euro Preisgeld und das Siegerauto, eine 360 PS starken, von AMG getunte Mercedes A-Klasse reicher. „Dieser Erfolg war die Krönung einer unglaublichen Woche“, sagte Fognini, der das Auto seiner Freundin, dem bulgarischen Model Svetoslava Simenova, aber nicht zu deren Geburtstag schenken wollte. „Wir fahren das Auto zusammen“, sagte Fabio Fognini sehr diplomatisch.

„In diesem Finale war von der Spannung her alles dabei“, resümierte derweil Philipp Kohlschreiber, der 2013 bereits zum dritten Mal in einem Endspiel den Kürzeren zog: „Fabio hat verdammt solide gespielt – und ich hatte meine Schwächen. Er ist der verdiente Sieger.“ Gleich mehrfach hatten sich beide Kontrahenten im Verlaufe des ersten Satzes den Aufschlag abgenommen. Letztlich hatte Kohlschreiber in seinem Bestreben, der erste deutsche Weissenhof-Sieger nach Michael Stich (1991) zu werden, das bessere Ende für sich.

Beim Stande von 6:5 nutzte der nervenstarke „Kohli“ gleich seinen ersten Satzball zum 7:5. Doch danach dominierte Fognini die Partie. Dem hoch konzentrierten Italiener gelang in den Sätzen zwei und drei jeweils ein frühes Break. „Es ist sehr bitter zu verlieren“, sagte Kohlschreiber, „aber Fabio hat meine Fehler sehr gut ausgenutzt.“

Die Turnierbilanz kann sich sehen lassen

Während Fognini auf dem Platz jubilierte, machte auch der Hauptsponsor im Hintergrund ein zufriedenes Gesicht. „Die 35. Auflage des Mercedescups hat gezeigt, dass sich langfristiges Engagement auszahlt“, sagte der Daimler-Sprecher Jörg Howe. „Wir sind nach etwas schlechteren Jahren diesmal mit der Turnierbilanz sehr zufrieden.“ Tatsächlich waren am Finalwochenende bis auf 500 Restkarten alle Centre-Court-Tickets vergriffen, obwohl in Thomas Haas der Liebling der Fans bereits am Freitag ausgeschieden war.

Schon zum zweiten Mal hintereinander hatte der Stuttgarter Turnierdirektor Edwin Weindorfer mit der Verpflichtung des besten deutschen Tennisspielers (Weltreranglistenposition elf) kein Glück: „Tommy hat nur 90 Prozent abgerufen – und das reicht in der absoluten Weltspitze nicht“, sagt Weindorfer, der Haas mit seiner Agentur auch abseits des Stuttgarter ATP-Turniers berät. Tatsächlich konnte man in der Viertelfinalpartie des 35-Jährigen gegen den Weltranglisten-31. Fognini den Eindruck gewinnen, Haas sei auf dem Court mit leicht angezogener Handbremse unterwegs. Fakt ist, dass er in dieser Woche in seiner Geburtsstadt Hamburg aufschlägt und am Rothenbaum, wo er im Vorjahr das Finale gegen Juan Monaco verlor, viele Weltranglistenpunkte zu verteidigen hat.

„Wir haben vor, für das nächste Jahr einen Spieler aus den Top Ten zu verpflichten. Und ich bin überzeugt davon, dass wir dies auch schaffen werden“, sagte Edwin Weindorfer, der nach zwei vom Thomas-Haas-Faktor geprägten Jahren für 2014 die Taktik ändern will. Da trifft es sich gut, dass zu Toni Nadal bereits gute Kontakte bestehen. In diesem Jahr leitete der Onkel und Trainer des mallorquinischen Sandplatzkönigs Rafael Nadal das viel beachtete Nachwuchsprojekt „The Making of a Wimbledon Champion“, das der 18-jährige Fürther Max Marterer gewann. Während Max Marterer für die erste Weissenhof-Ausgabe auf Rasen im Jahr 2015 eine Wildcard erhält, wäre ein Start von Rafael Nadal, dem Weissenhofsieger von 2005 und 2007, im nächsten Jahr natürlich ein Glücksfall für Stuttgart.

Doch Edwin Weindorfer will keine Luftschlösser bauen, sondern bleibt Realist. „Um einen der ganz großen Namen an den Start zu bekommen, muss man immer auch ein bisschen Glück haben“, sagt der 48-jährige Turnierdirektor – und nennt das Beispiel Roger Federer. Dessen Manager hatte Weindorfer direkt nach dem frühen Ausscheiden des Schweizers in Wimbledon angerufen, in der Hoffnung, ihn für Stuttgart zu verpflichten. „Doch Roger hat erstmal zehn Tage Urlaub auf den Malediven machen wollen“, erzählt Weindorfer, der früher bei der Spielergewerkschaft ATP arbeitete: „Jetzt spielt er in Hamburg. Wären wir mit dem Turnier eine Woche später dran gewesen, hätte er bei uns aufgeschlagen.“