So stark haben sich deutsche Tennisprofis schon lange nicht mehr präsentiert. Philipp Kohlschreiber und Qualifikant Florian Mayer stehen beim Rasenevent in Stuttgart schon im Viertelfinale. Als Roger Federer spielte, setzte der große Regen ein: Abbruch war die Folge.

Stuttgart - Die deutschen Tennisprofis präsentieren sich beim Jubiläumsturnier auf dem Stuttgarter Weissenhof weiterhin stark. Philipp Kohlschreiber mit viel Wut im Bauch und Florian Mayer mit großem Kämpferherz haben als erste Spieler das Viertelfinale erreicht. „Ich bin sehr froh, gewonnen zu haben“, bekannte die deutsche Nummer eins nach dem hart erkämpften 7:5, 6:3-Erfolg gegen den US-Amerikaner Denis Kudla. Mayer zeigte sich nach seinem 6:3, 3:6, 6:4 am Mittwoch im deutschen Duell gegen Lokalmatador Michael Berrer nach zweistündiger Verschiebung wegen Regens überglücklich.

 

Roger Federers Premiere bei dem mit 675 645 Euro dotierten Rasenevent geriet indes wetterbedingt zum Kurzauftritt. Der siebenmalige Wimbledon-Gewinner und Turnierfavorit führte im ersten Satz dank eines Breaks mit 4:3 gegen den jungen US-Amerikaner Taylor Fritz. Dann setzte starker Dauerregen ein. Nach längerem Warten entschieden die Verantwortlichen am frühen Abend, diese Partie und die restlichen für Mittwoch angesetzten Matches auf Donnerstag zu verschieben.

Mehr Mühe als erwartet

Kohlschreiber hatte gegen den neun Jahre jüngeren Kudla mehr Mühe als erwartet. Beim Hartplatzturnier im März in Indian Wells hatte der Weltranglisten-26. aus Augsburg den 30 Positionen schlechter platzierten US-Boy noch klar geschlagen. Auf dem Weissenhof musste „Kohli“ indes sein ganzes Können aufbieten, um schließlich in zwei Sätzen zu siegen. „Man darf ihn nicht unterschätzen. Er spielt taktisch sehr klug“, lobte Kohlschreiber seinen Kontrahenten.

Vor allem im zweiten Durchgang nach verlorenem Aufschlag zum 3:4 und dann wieder bei seinen vergebenen ersten drei Matchbällen haderte der Bayer mit sich selbst. „Das hat mich natürlich gestört“, sagte Kohlschreiber zu seinen kleineren Schwächephasen. „Am Schluss zeigte ich ein paar Emotionen, dafür bin ich ja auch bekannt.“

Die Selbstbeschimpfung half: Die drei folgenden Spiele entschied Kohlschreiber für sich, wenn auch teilweise äußerst knapp. Nach dem verwandelten vierten Matchball nach 1:16 Stunden war dann die Tennis-Welt für den siebenfachen ATP-Turniersieger wieder in Ordnung. „Ich war schon immer ein großer Kämpfer“, resümierte Kohlschreiber. „Wir haben großartige Ballwechsel gehabt. Da war alles drin.“

Partie war nicht so hochklassig

Kurz zuvor hatte Mayer seinen Durchmarsch beim 100. Turnier auf dem Weissenhof fortgesetzt. Der lange Schlaks aus Bayreuth setzte sich auch gegen den Stuttgarter Berrer nach 1:44 Stunden durch. „Ich war sehr verkrampft“, bekannte Mayer. Beide seien nervös gewesen, weshalb die Partie „nicht so hochklassig“ gewesen sei. Wegen Regens konnte das Match erst mit zweistündiger Verspätung begonnen werden.

Der nach langer Verletzung auf die Weltranglistenposition 226 zurückgefallene Mayer hatte über die Qualifikation den Vorstoß ins Hauptfeld geschafft. Jan-Lennard Struff aus Warstein hat am Donnerstag gegen den Franzosen Gilles Simon die Chance, als dritter Deutscher in Stuttgart den Einzug ins Viertelfinale zu schaffen.

1898 wurde das erste Internationale Weissenhofturnier ausgerichtet. Dr. Gert Brandner, Vorsitzender des Tennisclub Weissenhof, blickt mit stolz auf das traditionsreiche Stuttgarter Sportereignis zurück.