Zur Premiere für die Parade der Oldtimer aller Marken und Modelle ist im Mercedes-Benz Museum die Sonderausstellung „Youngtimer“ eröffnet worden
Der Golf GTI, einer aus der ersten Generation, ist eindeutig eine Ausnahme. Nur noch matt leuchtet sein angejahrter roter Lack aus einer homogenen Reihe von Fahrzeugen mit dem Stern heraus. Zwar ist Classics & Coffee, das am Sonntag am Mercedes-Benz Museum seine Saisoneröffnung erlebt hat, traditionell offen für alle Marken und Modelle, vom weißblauen Konkurrenten bis zum amerikanischen Straßenkreuzer mit Hollywood-Flair, aber die Platzhirsche dominieren. Gefolgt von den Karossen aus Zuffenhausen, denn Porsche gehöre ja zur Familie.
Ein gewisses Alter müssen sie alle mitbringen. Gebaut vor dem Jahr 2005 und in gutem Zustand, heißen die Bedingungen, um sein geliebtes Blech auf dem Museumshügel präsentieren zu dürfen. Bis einschließlich 12. Oktober, jeden Sonntag ab 9 Uhr. Mit Platz für 250 Autos.
Die Teilnehmer sind wohl ein bisschen autoverrückt
Anna Holt weiß jetzt schon, dass sie regelmäßig zu Classics & Coffee kommen wird. Dabei besitzt die junge Frau, die fotografierend und filmend als Content Creator im Automobilbereich tätig ist, selbst gar keinen Oldtimer. Aber selbstverständlich einen Mercedes. Baujahr 2020. „Ich bin halt autoverrückt“, lacht sie. „Und man trifft hier laute nette Leute.“
„Alle mit einem Benzinnagel im Kopf“, deutet Johannes Wolf, angefahren mit einem Mercedes W 108, 280 SE, Baujahr 71, die bedenklichen Folgen für die Vernunft an. Denn Autos sind für alle hier eine Herzenssache, wie Christopher Neumann bekennt. Er ist seinem „Claudy“ in Hassliebe verbunden. Denn Claudy zickt manchmal. „Wenn er wieder mal nicht anspringen will, dann denke ich, jetzt wird er verkauft. Dann kommt das Frühjahr, ich steige ein und weiß, dass ich mich doch nicht von ihm trennen kann.“
Claudy ist ein Mercedes 500 SL von 1993, den Neumann vor 14 Jahren mit 146 000 Kilometern auf dem brillantsilbernen Buckel für 12 000 Euro gekauft hat. Den Namen hat er von Cloud, der Wolke, abgeleitet, „weil der Wagen silbergrau wie eine Wolke und innen blau wie der Himmel ist“. „Eher, weil er wie eine schwere Gewitterwolke auf Christoph lastet“, lacht Anna. „Man darf Autos keine Namen geben, sonst kann man sich nicht mehr von ihnen trennen“, rät Johannes ganz cool. Aber manchmal braucht ein Auto einfach einen Namen, um seinen besonderen Charakter hervorzuheben: Von dem roten Rennwagen 300 SEL, der in Spa Anfang der 70er Erfolg eingefahren hat, reden alle nur von der „roten Sau“. Aber mit Hochachtung.
Begeistern vor dem Museum die Oldtimer, haben drinnen in einer am Freitag eröffneten Sonderausstellung die „Youngtimer“ eine besondere Bühne bekommen: Modelle, die von den 90ern bis 2005 gebaut wurden und zusammen mit Moden, Trends und historischen Filmen in Szene gesetzt sind. Bunt und mit viel Pink. In den aktuellen Barbie-Film wurde ein SLK 200 hineinmontiert, natürlich in Pink, dank KI.
„Wir wollen damit bei der Generation der 30- bis 40-Jährigen auch Kindheitserinnerungen wachrufen“, erklärt Museumsführerin Tatjana Heidt den nostalgischen Hintergedanken. Vielleicht habe die Mama einen SLK gehabt. Oder der Papa von einem E 500 geträumt. „Ich hatte selbst so einen“, deutet Kevin, Jahrgang 1992, auf den C 230. „In Blau, ein Geschenk von meinem Onkel.“ Sohn Tyler, fünf Jahre alt, ist verrückt nach Lastwagen. Bei Classics & Coffee kann er sich sogar in dieser Sparte sein Lieblingsmodell heraussuchen.