Der Flieger von Angela Merkel musste auf dem Weg zum G-20-Gipfel nach Argentinien wegen einem technischen Problem umkehren. Die Kanzlerin ist dabei nicht das erste Regierungsmitglied, das Probleme mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr erlebt.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Berlin - Im dreizehnten Jahr ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin hat Angela Merkel so viele Flugkilometer zurückgelegt, dass das zweimal um die Erde, einmal zum Mond und wieder zurück reichen würde – grob geschätzt und mindestens. Mit einem solchen Meilenkonto hat man als Flugpassagier einiges erlebt, auch wenn man nicht wie Merkel Dauerkunde bei der Flugbereitschaft der Luftwaffe ist. Mit dieser absolvieren die Kanzlerin, ihre Minister und auch der Bundespräsident üblicherweise ihre Staatsbesuche und Dienstreisen zu internationalen Gipfeltreffen. Aber dass die Feuerwehr mit Blaulicht auf dem Rollfeld steht, wenn die Maschine, in der man sitzt, wegen eines technischen Problems wieder umkehren und rasch landen muss - das ist nach allem, was die Hauptstadtarchive hergeben, für Merkel eine neue Erfahrung. Ob sie Bammel gehabt hat? Ihre Reaktion nach der Landung in Bonn verrät es nicht. „Es war eine ernsthafte Störung“, sagte Merkel nur und lobt im gleichen Atemzug die Crew an Bord und den Flugkapitän.

 

Flugzeugpannen stören den Regierungsbetrieb öfter

Die Luftwaffe hat einen kriminellen Hintergrund für die Panne beim Flug zum G-20-Gipfel in Buenos Aires inzwischen ausgeschlossen. Aus ihrer Sicht gibt es „keinerlei Hinweise und auch nicht einmal einen Ansatz für einen kriminellen Hintergrund“, so ein Sprecher in Berlin. Tatsächlich sei der Ausfall einer elektronischen Verteilerbox der Grund, weshalb die Bundeswehr-Maschine in Köln-Bonn landen musste. Aber peinlich ist es für die Flugbereitschaft der Bundeswehr doch. Denn in letzter Zeit häufen sich die Pannenmeldungen dort wieder. Zuletzt hat es Finanzminister Olaf Scholz (SPD) erwischt, der bei der Rückkehr vom Treffens des Internationalen Währungsfonds auf Bali in aller Eile auf einen Linien-Flug umsteigen musste, um rechtzeitig zum Wahlsonntag in Bayern in der SPD-Parteizentrale in Berlin zu sein. Damals waren Nagetiere der Grund, die irgendwelche Leitungen angeknabbert hatten. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wurde bei einer Reise nach Weißrussland ausgebremst - wegen eines Hydraulikschadens verzögerte sich der Abflug in Berlin.

Merkel und Scholz waren mit der „Konrad Adenauer“ unterwegs, der Bundespräsident mit dem zweiten Langstreckenflieger, der „Theodor Heuss“. Das betrifft nicht die Flugbereitschaft, ist aber auch peinlich für die Truppe: Als Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Februar 2017 zum ersten Mal mit dem neuen Transportflugzeug A400M zum Truppenbesuch im litauischen Kaunas flog, kam sie zwar gut an, wegen eines Triebwerksschadens aber nicht mehr zurück. Sie musste auf eine Transall umsteigen.

Die Regierungsflotte wurde erst 2010 modernisiert

Ganz so schlimm wie in rot-grünen Zeiten, ist die Pannenserie bei der Flugbereitschaft noch nicht. Die Truppe hat ihre Flotte für die Politikerreisen Anfang des Jahrzehnts auch komplett modernisiert. Acht neue Mittel- und Langstreckenflieger wurden damals für rund 890 Millionen Euro angeschafft. Die aktuelle „Konrad Adenauer“ und wenig später die „Theodor Heuss“ wurden gebraucht gekauft. Die beiden fliegen schneller, höher und weiter als ihre Vorgänger. Die maximale Flughöhe liegt bei 12.500 Metern, die Spitzengeschwindigkeit bei 880 Kilometern pro Stunde, die maximale Reichweite von 13.500 Kilometern ermöglicht der Regierung, fast alle Ziele in Nord- und Südamerika, Afrika und Asien anzufliegen – wenn nichts dazwischenkommt. Immerhin ein halbes Jahrzehnt hat die Hoffnung auf eine einigermaßen störungsfreie Reisediplomatie der Bundesregierung getragen.