Den Worten von Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel müssen Taten folgen. Aber nicht nur in der Politik – kommentiert der stellvertretende Chefredakteur der StZ, Michael Maurer.

Stuttgart - In einer Zeit, in der Deutschland durch die Herausforderungen des Flüchtlingsstroms durchgerüttelt wird wie selten zuvor, haben zwei der höchsten Repräsentanten dieses Staates einen bemerkenswerten Auftritt hingelegt. Sowohl Bundespräsident Joachim Gauck als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel haben mit starken, eindringlichen Worten das Leitbild eines Deutschland entworfen, das umzusetzen aller Anstrengungen wert ist – das nun aber auch seinen Praxistest bestehen muss. „Deutschland hilft, wo Hilfe geboten ist“, sagt Merkel. Deutschland soll sich an der Präsenz Hunderttausender hilfsbereiter Menschen aufrichten, fordert Gauck.

 

Beide verschweigen nicht, dass diese Aufgabe viel Kraft und auch Opfer verlangt. Damit haben sie recht, denn die Situation ist enorm schwierig. Aber dieses Land ist stark genug, um die Herausforderung zu bewältigen – vor allem dann, wenn die Verantwortlichen ihren Worten Taten folgen lassen und in der Flüchtlingspolitik eine klare Linie finden. Nur so wird die Grundlage dafür geschaffen, dass sich – um mit Gaucks Worten zu sprechen – das helle Deutschland gegenüber Dunkeldeutschland durchsetzen kann. Ob dies am Ende gelingt, ist eine Frage, die uns alle angeht: Werte wie Solidarität, Toleranz oder Hilfsbereitschaft können oft gefordert werden, aber sie müssen vor allem gelebt werden.