Die Vorbereitungen für den Festakt mit Angela Merkel und François Hollande am Samstag stehen unter höchster Geheimhaltung – trotzdem sind jetzt Details durchgesickert.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Früher war nicht alles besser, aber doch manches sehr anders. Als Charles de Gaulle am 9. September 1962 nach Ludwigsburg kam, um seine später berühmt gewordene Rede an die deutsche Jugend zu halten, existierte durchaus so etwas wie ein Sicherheitskonzept. Es gab Absperrungen, und auf alten Fotos ist zu sehen, wie de Gaulles Auto von Polizisten eskortiert wird. Aber die Unterschiede sind gravierend. Damals war bekannt, dass der französische Präsident in Leinfelden-Echterdingen landet. Dass er im offenen Wagen nach Ludwigsburg chauffiert wird. Und als er das Residenzschloss erreicht hatte, strömten die Massen einfach über alle Absperrgitter hinweg.

 

Das alles ist undenkbar, wenn die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der aktuelle französische Präsident François Hollande am Samstag an de Gaulles Auftritt vor 50 Jahren erinnern. Mit Zehntausenden enthusiastischen Zuschauern ist nicht zu rechnen, dafür mit mehr Sicherheitskräften. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung werden während des Staatsakts 400 Polizisten in Ludwigsburg zusammengezogen, wobei dies niemand offiziell bestätigen will. „Dazu sagen wir grundsätzlich nichts“, sagt das Bundeskriminalamt (BKA).

Hollande bringt sein eigenes Personenschutzkommando mit

Auch sonst unterliegt fast alles der Geheimhaltung. „Die Sicherheit unserer Gäste steht im Vordergrund“, sagt Frank Rebholz, der Leiter der Ludwigsburger Polizeidirektion, die seit Wochen und in enger Abstimmung mit dem BKA und dem Landeskriminalamt, am Konzept feilt. Mehrfach waren Experten des Auswärtigen Amts in Ludwigsburg, auch die Kollegen in Paris sind stets eingebunden. Der französische Präsident bringt am Samstag sein eigenes Personenschutzkommando mit, die Groupe de sécurité.

Wie einst de Gaulle werden Merkel und Hollande voraussichtlich im Hubschrauber anreisen. Der Landeplatz – geheim. Fest steht immerhin, dass der Staatsakt um 12.30 Uhr beginnt und 650 geladene Gäste in den abgesperrten Bereich des mittleren Schlosshofs dürfen. Trotz der enormen Sicherheitsvorkehrungen werde das Gebäude „nicht zu einem Hochsicherheitstrakt“, betont Peter Widenhorn, der Sprecher der Polizeidirektion. Schließlich wolle man ein Jubiläum in „festlicher Atmosphäre“. Der Staatsakt ist eingebettet in eine deutsch-französische Freundschaftsfeier, zu der circa 3000 Besucher erwartet werden.

Auch das Klinikum ist beim Staatsakt in Alarmbereitschaft

Die Auswirkungen auf den Verkehr sollen gering bleiben. Lediglich bei der An- und Abfahrt der Gäste werde es zu kurzfristigen Behinderungen auf der B 27 kommen, sagt die Polizei. Weiträumige Straßensperrungen seien nicht nötig. Es ist schon vorgekommen, dass Besuche von prominenten Politikern in den jeweiligen Städten Unmut provozierten. Wenn etwa Kanaldeckel verschweißt oder Briefkästen abmontiert wurden, um Attentätern potenzielle Verstecke für Bomben zu nehmen. So weit geht es diesmal nicht. Es gebe keine Hinweise auf eine erhöhte Gefahrenlage, sagt Widenhorn. Gleichwohl ist während des Staatsakts auch das Ludwigsburger Klinikum in Alarmbereitschaft. Man arbeite am Samstag mit einem speziellen Einsatzplan und mehr Personal als gewöhnlich, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, sagt der Pressesprecher Alexander Tsongas.

Die Kanzlerin und der Präsident speisen in Asperg

Durchgesickert ist, dass Merkel und Hollande nach dem Festakt im Hotel Adler speisen. Offenbar wurden dort sogar Zimmer reserviert, wobei nicht damit zu rechnen ist, dass die Kanzlerin und der Präsident tatsächlich in Asperg übernachten. Auch in diesem Punkt gilt: alles streng geheim – aus Sicherheitsgründen.