Arte zeigt mal wieder „Jenseits von Afrika“ – und eine Doku über die Hauptdarstellerin Meryl Streep. Die ist zwar Hollywoods wandlungsfähigste Schauspielerin. Aber ihr Erfolg galt nicht immer als sicher.

Stuttgart - Als der US-Regisseur Sydney Pollack 1985 „Jenseits von Afrika“ drehte, mag er schon geahnt haben, dass er das Material für eine der beliebtesten Kinoschnulzen aller Zeiten unter den Händen hatte. Pollacks alter Kumpel Robert Redford war gesetzt für die männliche Hauptrolle. Aber der Filmemacher war noch ratlos, wen er als Isak Dinesen alias Tania Blixen heuern sollte, als jene Dänin, die 1913 nach Afrika kam und auf deren Schriften das Drehbuch beruhte. Vorgeschlagen wurde auch Meryl Streep, aber die verwarf er sofort. Sie sei für die Rolle „nicht sexy genug“. Streep kam das zu Ohren, ihr empörter Ehrgeiz war geweckt, sie sprach bei Pollack vor – der Rest ist Filmgeschichte.

 

Nicht nur Frauen mit Herzeweh

Am Sonntag, 23. August 2020, um 20.15 Uhr zeigt Arte mal wieder „Jenseits von Afrika“, gefolgt von je einer Dokumentation über Streep und einer über Karen Blixen. Schaut man die Liebesgeschichte zwischen einer Neu-Afrikanerin und einem Großwildjäger, ist man gleich doppelt erstaunt: einerseits darüber, dass Streep den Hauptrollen-Oscar, für den sie nominiert war, damals nicht gewonnen hat. Andererseits darüber, dass die 1949 geborene Streep sich danach souverän Klischeebesetzungen entziehen konnte, sich nicht auf Frauen mit großem Herzeweh einengen ließ und zur vielseitigsten Schauspielerin ihrer Generation wurde.

Die französische Doku „Die unverstellte Göttin“ hat zwar kein eigenes Interview mit Streep zu bieten, aber viele Archiv-Clips. In einem davon sagt die Schauspielerin selbst, sie könne „Streep fatigue“, also Streep-Übersättigung, gut verstehen: Es müsse auch noch Platz für Kolleginnen geben. Das Risiko von Streep-Übersättigung wuchs mit den Jahren aber nicht, sondern schrumpfte. Streep geht in „Julie & Julia“, „Die eiserne Lady“, „Florence Foster Jenkins“, „Die Verlegerin“, „The Laundromat“ und der Serie „Big Little Lies“ ihre Rillens so natürlich und doch radikal unterschiedlich an, dass sie stets wie eine komplett neue Person vor die Kamera tritt.

Kein blindes Vertrauen

Diese späte Phase von Streeps Werk kommt ein wenig kurz in der Doku. Dafür wird die Unwahrscheinlichkeit von Streeps Karrierebeginn sehr deutlich. Sie sah nicht so aus, wie sich Hollywood einen Star vorstellte und sie hatte ihren eigenen Kopf. Sie wollte mitreden, sie vertraute Drehbüchern und Regisseuren nicht blind, sie widersprach und bat wie bei „Kramer gegen Kramer“, ihre Dialoge umschreiben zu dürfen. Solche Darstellerinnen bekommen schnell keine Angebote mehr – Streeps Vorschläge waren aber stets so gut, dass ihre Regisseure sich nicht beschwerten. Trotzdem wird einem an diesem Arte-Abend mal wieder klar: Es ist entweder ein kleines Wunder, dass dieses Talent erblühen konnte, statt früh abgeblockt zu werden – oder Hollywood ist eben doch viel schlauer als man gerne mal denkt.

Ausstrahlung: Arte, Sonntag, 23. August 2020. „Jenseits von Afrika“ ab 20.15 Uhr, auch am Mittwoch, 26. August 2020 um 13.40 Uhr. Doku „Meryl Streep: Die unverstellte Göttin“: Sonntag, 23. August, 22.50 Uhr; Montag, 31. August 2020 um 15.40 Uhr; Sonntag, 13. September 2020 um 09.30 Uhr; online bis 22. September 2020. Doku „Karen Blixen: Der Traum einer afrikanischen Nacht“ Sonntag, 23. August 2020 um 23.45 Uhr; Sonntag, 13. September 2020 um 10.25 Uhr; online bis 19. September 2020.