„Freunde von Freunden“ öffnet den Lesern die Türen zu fremden Wohnzimmern. Frederik Frede erklärt im Interview die Idee seines Online-Magazins. Designprodukte sind auch für Normalverdiener gemacht, sagt Frede – man muss nur wissen, wie.

Berlin - „Freunde von Freunden“ öffnet den Lesern die Türen zu fremden Wohnzimmern. Frederik Frede erklärt im Interview die Idee seines Online-Magazins.

 

Herr Frede, Sie illustrieren Ihr Online-Magazin mit Aufnahmen aus dem Zuhause der Interviewpartner. Ist das Wohnzimmer heutzutage eine Art Visitenkarte?
Wir stellen Menschen aus der Kreativbranche vor, Illustratoren, Architekten, Musiker, Chefköche, Schreiner, die nicht nur interessante Geschichten zu erzählen haben, sondern sich auch besonders Gedanken über ihre Einrichtung machen. Tatsächlich verschieben sich in unserer Generation die Statussymbole. Autos verlieren an Bedeutung, das Wohnen wird immer wichtiger. Das hängt sicher auch mit dem Internet zusammen. Die Leute sind offener und eher bereit, ihren Lebensraum zu zeigen. Die Zeit des Rückzugs in die eigenen vier Wände ist vorbei.

Und damit auch die Zeit der Privatsphäre?
Überhaupt nicht. Wir fallen ja nicht mit der Tür ins Haus. Unser Grundprinzip ist, dass wir eingeladen werden. Vertrauen spielt eine große Rolle. Wir klären ganz genau ab, wofür welche Bilder verwendet werden dürfen. Wir veröffentlichen keine Adressen, zeigen keine Hausfronten, keine Bäder, nur selten Betten oder überhaupt Schlafzimmer.

Einige preisen die Designvielfalt, andere beklagen den Mainstream durch immer stärker monopolisierte Einrichtungshäuser. Wo stehen wir wirklich?
Beides ist wahr. Durch das Internet zum Beispiel verbreiten sich Trends schneller, was manchmal zu einer Gleichschaltung des Geschmacks führt. Andererseits werden Vertriebsstrukturen aufgebrochen, so dass auch kleinere Hersteller eine gute Chance haben, ihre Produkte zu verkaufen.

Ist Design nur etwas für Besserverdiener?
Nö, man kann doch kombinieren. Es genügt schon ein Vitra Lounge Chair, der alles um sich herum in den Schatten stellt. Wir nennen das Signature Piece. Ein Klassiker verliert nicht an Wert. Und auch Ikea ist gutes Design. Es ist eben nicht darauf ausgelegt, dass es Jahrzehnte überdauert. Ich persönlich mag es sehr, dass das auf die Funktion reduzierte Design der fünfziger und sechziger Jahre derzeit so angesagt ist. Das tut dem Auge gut.

Wie sieht Ihr eigenes Wohnzimmer aus?
Das sieht man nicht im Internet. Es geht auch gar nicht um mich. Nur so viel: meine Möbel dürfen auch Kratzer haben. Patina ist immer gut.

Welche Wohnung hat Sie beeindruckt?
Das Loft von Nikolai Makarov ist lustig. Der hat im Wohnzimmer nur zwei Klaviere, einen ausgestopften Schäferhund und eine Badewanne voller Fische.

Der Künstler gehört auch zu den 25 Berlinern, die Sie in einem Bildband porträtiert haben. Warum machen Sie so etwas Altmodisches wie ein Buch?
Das ist etwas, das bleibt. Was mit dem Internet technisch passiert, weiß keiner. Aber Bücher wird es auch in 20 Jahren noch geben. Oder länger.