Im Rahmen der Messe Fokus Beruf präsentieren an zwei Tagen rund 100 heimische Firmen und Institutionen ihr Aus- und Weiterbildungsangebot.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Comicfüchse, Kochlöffel und Hämmer beobachten, gemäß einer Arbeitsanweisung spontan in die Menge rufen oder die Arme heben, Farben zählen, laut einen verstrubbelten englischen Text vorlesen – die geladenen Gäste in der Aula des beruflichen Schulzentrums in Backnang hatten sich den Auftaktabend zur Messe Fokus Beruf 12 vermutlich ein wenig anders vorgestellt. Nach den Grußworten der Sponsoren, Turn- und Musikvorführungen wurden die Vertreter von Firmen, Schulen und Verbänden jäh aus ihrer Rezipientenrolle gerissen.

 

Entscheidender Faktor für erfolgreiches Lernen: das Vorwissen

Susanne Häberle, freie Mitarbeiterin am Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm, kündigte an, dass sie ihren Vortrag zum Thema „Wie funktioniert Lernen“ keineswegs als Frontalunterricht gestalten würde. „Ich werde Sie gleich bitten, ein wenig mitzumachen“, erklärte die Referentin, deren berufliches Standbein ein Lehrauftrag an einer Berufsschule der Winnender Paulinenpflege ist. „Aber keine Sorge, wir machen das in Gruppen. Hier wird niemand bloßgestellt.“

Und so lernten die gestandenen Persönlichkeiten des Rems-Murr-Wirtschafts- und Bildungswesens nicht nur Abstraktes über die biochemischen Vorgänge in einem Gehirn, sondern auch ganz praktisch und persönlich, wie Informationen aufgenommen und verarbeitet werden. Der entscheidende Faktor für erfolgreiches Lernen ist nach den Erkenntnissen der neueren Forschung allerdings das Vorwissen. „Die größte Herausforderung der Bildungspolitik wird deshalb sein, mit diesem unterschiedlichen Vorwissen umzugehen“, betonte Susanne Häberle.

Kompetenzen außerhalb der Schule erwerben

In einer launig von dem ehemaligen Kreisjugendring-Geschäftsführer Frank Baumeister moderierten Talkrunde hatten mehrere Jugendliche zuvor deutlich gemacht, dass unterschiedliche Kompetenzen durchaus auch außerhalb des Schulpflichtprogramms erworben werden können. Sie berichteten von ihrem Engagement in der Schülermitverwaltung, als Streitschlichter oder in Arbeitsgemeinschaften und Vereinen. „So viel wie möglich ausprobieren“, lautete der Tenor von Lisa, die sich neben der Schule in verschiedenen Jobs Geld verdient hat. Lukas, der bereits eine Ausbildung absolviert hat und jetzt seine Hochschulreife nachholt, sagte über sich selbst: „Ich hätte viel früher mal in eine Firma reinschauen sollen.“

Eine ganz simple Erfahrung bei seiner Lehre sei nämlich gewesen: „Die Schule war doch nicht so blöd, wie ich immer gedacht habe.“ Und Lisa fügte hinzu: „Selbst wenn es beim Ausprobieren nicht so gut läuft, weiß man hinterher zumindest, was man nicht machen möchte.“