Auf der Fachmesse Vision ist die Stimmung noch überwiegend gut. Die Zahl der Aussteller und der Besucher erreicht wieder das Niveau des Vorjahres. Die industrielle Bildverarbeitung sieht sich als Wachstumsbranche.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Christian Demant weiß, was Kartoffelchips und Taxi-Kupplungen gemeinsam haben. Und genau wegen dieser Gemeinsamkeit hat sich der Geschäftsführer der Stuttgarter Neurocheck GmbH einen Stand in den Messehallen auf den Fildern gemietet. Dort nämlich wirbt der studierte Kybernetiker für Maschinen, die mit beidem umgehen können. Vor etwa 20 Jahren hat der Geschäftsführer sein Unternehmen gegründet, „seitdem haben wir mehr als 30 Systeme für die Prüfung von Kartoffelchips verkauft.“

 

„Unsere Anlagen laufen in Deutschland, aber auch in den USA und in China“, sagt Demant. Und überall haben sie eine Aufgabe: Allerhand Dinge zu prüfen, sozusagen unter die Lupe zu nehmen – auch wenn dies nicht ganz wörtlich zu nehmen ist, denn Lupen sind nicht im Spiel bei dem Stuttgarter Unternehmen. Aber seine Kameras sind unbestechliche Augen: Sie erkennen Brandflecken in Kartoffelchips, die dann aussortiert werden müssen, sie prüfen aber auch, „ob in ein Taxi wirklich eine Taxi-Kupplung eingebaut wird.“ Auf der Fachmesse „Vision“, so der Name für die Messe der industriellen Bildverarbeitung, kann der Chef des Unternehmens mit etwa 40 Beschäftigten und einem Umsatz von zehn Millionen Euro noch keine konjunkturellen Bremsspuren erkennen: „Wer mit der Gießkanne eingekauft hat, hält sich etwas zurück“, sagt Demant, „aber unsere Kunden etwa aus der Autoindustrie wissen, wie wichtig Qualität gerade in einem Hochlohnland wie Deutschland ist und kaufen weiter unsere Anlagen.“ Schneller und zuverlässiger als jedes menschliche Auge prüfen die Maschinen etwa Steurungen von Antiblockiersystemen. Wichtig ist dies nicht nur, weil Geschwindigkeit in der Produktion Trumpf ist, sondern auch wegen möglicher Haftungsfragen – was und wie geprüft wurde, wird auch dokumentiert.

Demant sieht sich als typischen Mittelständler, „unsere Branche ist durch viele kleine Firmen geprägt“, sagt er. Als Weltmarktführer bei der industriellen Bildverarbeitung betrachtet sich der amerikanische Cognex Konzern. Das Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern und einem Umsatz von umgerechnet etwa 240 Millionen Euro hat ebenfalls Fahrzeugbauer und ihre Zulieferer als wichtige Kunden. „Im Moment geht es uns noch gut, wir erwarten aber auch für das nächste Jahr keinen Einbruch“, berichtet Cordula Odenthal, Marketingmanagerin für Zentraleuropa bei Cognex Germany in Karlsruhe. Zwar gibt es auch in den USA Messen für industrielle Bildverarbeitung – in Stuttgart stellt das Unternehmen aus, weil die „Vision“ eine „weltweite Leitmesse“ Branche sei und Deutschland, ,Österreich und die Schweiz „natürlich wichtige Märkte für uns.“

Auch wenn es bei Unternehmen immer wieder Klagen über die Vielzahl von Messen und die damit verbundenen Kosten gibt – die Karl Zeiss Industrielle Meßtechnik, hat es sich nicht nehmen lassen, erstmals auf der „Vision“ aufzutreten. „Es macht einfach Sinn, hier auszustellen“, sagt Jochen König, Regionalverkaufsleiter für den Vertrieb in Deutschland. „Wenn wir nur zwei bis drei Maschinen verkaufen, hat es sich schon gelohnt.“ In Stuttgart bietet Zeiss eher preisgünstige Maschinen an, auf rund 60 000 Euro kommt ein derartiges Exemplar aber durchaus. Die Tochtergesellschaft des Zeiss-Konzerns aus Oberkochen auf der Ostalb wird nach Meinung von König im kommenden Jahr zwar wohl etwas weniger umsetzen als 2012, „aber mit 500 Millionen Euro werden wir dieses Jahr auch einen Rekord erzielen.“ Ralf Herter von der Stuttgarter Maxxvison, ein Unternehmen, das mit verschiedenen Komponenten handelt, hat an seinem Stand „ähnlich viele Besucher wie im vergangen Jahr“, spürt aber, „dass manche Investitionen etwas verschoben werden.“ Sorgen aber macht ihm dies noch nicht. „Das ist kein Krise,“ sagt Herter.