Er kiffte und trank Alkohol, klaute und zeigte radikale Tendenzen. Dann wieder ging es dem späteren Messer-Attentäter von Barmbek wieder besser und er verhielt sich unauffällig. Wäre die Bluttat von den Behörden zu verhindern gewesen?

Hamburg - Der Messerangreifer von Hamburg-Barmbek hat nach Medienberichten zunächst ein Attentat mit einem Fahrzeug - Lkw oder Auto - erwogen. Er habe bei der Tat möglichst viele „Christen und Jugendliche“ töten wollen, soll der mutmaßliche Islamist des weiteren in einem Geständnis gesagt haben. Dies berichtete am Mittwoch der Recherchepool aus „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR. Der abgelehnte Asylbewerber habe als „Märtyrer“ sterben wollen, und er bedaure, dass er nicht mehr Menschen habe töten können. Die Wahl eines Messers als Waffe soll spontan gefallen sein.

 

Der Palästinenser hatte sich am 28. Juli im Stadtteil Barmbek in einem Supermarkt mit einem Küchenmesser bewaffnet und danach unvermittelt auf Menschen eingestochen. Ein 50-Jähriger starb. Sieben weitere Menschen wurden verletzt. Der Angreifer konnte schließlich überwältigt werden und sitzt in Untersuchungshaft.

Auslöser für den Angriff soll dem Medienbericht zufolge das Freitagsgebet in einer nahen Moschee mit einer Predigt zum Tempelberg gewesen sein. Die Auseinandersetzung in Jerusalem zwischen Muslimen und Juden hätten ihn aufgewühlt, soll der Palästinenser in seiner Vernehmung ausgeführt haben. Den Medien-Angaben zufolge soll sich der mutmaßliche Täter seit 2014 mit dem IS beschäftigt, aber nach eigener Aussage nicht in dessen Namen gehandelt haben.

Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die die Ermittlungen leitet, wollte den Bericht nicht kommentieren.

Eine andere Vertreterin der Bundesanwaltschaft sagte am Nachmittag in einer Sondersitzung des Hamburger Innenausschusses zu dem Thema, die Erwägung weiterer Tatmittel wäre „Täterwissen“ und darüber könne während des Ermittlungsverfahrens keine Auskunft gegeben werden. Sie wies aber auf den kurzen Zeitraum zwischen dem Entschluss zur Tat und der Ausführung hin.

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) räumte in der Sitzung Fehler der Sicherheitsbehörden im Umgang mit Hinweisen auf den späteren Messerattentäter ein. Die Behörden seien teilweise nicht schnell und nicht gründlich genug mit Hinweisen auf die psychische Instabilität des Täters und seine Hinwendung zum radikalen Islam umgegangen. Zudem sei kein psychologischer Sachverstand hinzugezogen worden, obgleich es dazu Anlass gegeben habe.

Nach Ansicht von Grote spricht nicht allzu viel dafür, dass die Tat hätte verhindert werden können. „So einfach ist es nicht“, sagte der Senator.

Polizeipräsident Ralf Martin Meyer erklärte, es gebe keine Hinweise, dass der Täter Mitglied in einer terroristischen Vereinigung gewesen sei oder auch nur Kontakt hatte. Er habe sich selbst radikalisiert. Das in seiner Wohnung gefundene IS-Fähnchen sei ein selbst bemaltes Stück Stoff in einer Größe von 15 mal 20 Zentimetern gewesen.