Warum hat ein 70 Jahre alter Deutsch-Russe drei Flüchtlinge in Heilbronn mit dem Messer angegriffen und verletzt? Die Ermittler haben nun erste Erkenntnisse zum Motiv des mutmaßlichen Messerstechers.

Heilbronn - Der mutmaßliche Messerstecher von Heilbronn ist nach ersten Erkenntnissen der Ermittler mit der deutschen Flüchtlingspolitik unzufrieden. „Derzeit ist davon auszugehen, dass der Verdächtige mit seiner Aktion ein Zeichen gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik setzen wollte“, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag mit. Bei der Attacke am Samstagabend soll der 70 Jahre alte Mann drei Flüchtlinge mit einem Messer angegriffen und verletzt haben.

 

Eine Vernehmung des Mannes habe noch nicht stattgefunden, wohl aber eine erste Befragung, sagte ein Polizeisprecher. Für die Ermittler hätten sich daraus - aber auch aufgrund der Tatumstände - Hinweise auf das Motiv ergeben. Demnach habe der wohl betrunkene Senior ohne Vorwarnung das Messer gezogen und auf die Männer eingestochen, die vor einer Kirche standen. Ein 17 Jahre alter Afghane wurde schwer verletzt. Einen 25-jährigen Iraker und einen 19-jährigen Syrer verletzte der Angreifer leicht.

Verdächtigem Blut abgenommen

Dem Verdächtigen wurde Blut entnommen, um den Alkoholwert zu bestimmen. Das Ergebnis stehe noch aus. Bei der Vernehmung etlicher Zeugen müssten Dolmetscher helfen. Laut Staatsanwaltschaft wird gegen den Verdächtigen wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt und nicht wegen eines versuchten Tötungsdeliktes. Flucht- oder etwa Wiederholungsgefahr - also Gründe für einen Haftbefehl -, lägen zurzeit nicht vor. Nach der vorläufigen Festnahme sei der Mann wieder auf freiem Fuß.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte am Montag die Informationspolitik der Beamten. In einer ersten Meldung vom Sonntag war die Rede von einem in Heilbronn wohnhaften Russen. Der Mann hat jedoch auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Er ist Russlanddeutscher. „Wenn man noch nicht genau weiß, wer der Täter ist, sollte man nach außen besser kommunizieren, dass die Identität des Täters noch ungeklärt ist“, sagte der GdP-Landesvorsitzende Hans-Jürgen Kirstein der „Heilbronner Stimme“ (Dienstag).

Von der Landtagsfraktion der Grünen hieß es, man beobachte mit großer Sorge „die Enttabuisierung von Fremdenfeindlichkeit, die auch solche Taten zur Folge haben können“.