Ministerpräsident Kretschmann spricht von einem Einzelfall. Der Junge, der seine Lehrerin verletzt hat, wird wohl die Schule wechseln. Von der Ministerin Susanne Eisenmann kommt Kritik am zuständigen Schulamt.

Stuttgart - Das Kultusministerium sieht im Falle der verletzten Grundschullehrerin von Teningen-Nimburg im Kreis Emmendingen Versäumnisse bei der Schulaufsicht. „Ich gehe davon aus, dass eine engere und aufmerksamere Begleitung des Vorgangs angebracht gewesen wäre und auf die Problemanzeigen schneller hätte reagiert werden müssen“, sagte die Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Das Ministerium bestätigte, dass die betroffene Lehrerin Ende Januar das Freiburger Schulamt informiert habe, dass der Junge mehrfach gewalttätig gewesen sei. Im Februar habe die Behörde die Schule kontaktiert und auf die schulgesetzlich vorgesehenen Handlungsmöglichkeiten hingewiesen. Diese reichen vom Nachsitzen über zeitweisen Schulausschluss bis hin zum landesweiten Schulausschluss. Schon da befand sich das Kind auf der Warteliste für eine „schulische Alternative“.

 

Der Siebenjährige hatte nach Angaben der Polizei seine Lehrerin bei einem Gerangel mit einem kleinen Küchenmesser verletzt. Die Frau hatte das Kind während des Unterrichts auf den Flur geschickt. Als sie nach ihm sehen wollte, hantierte es mit dem Messer, das der Schule gehörte. Als die Lehrerin ihm das Messer wegnehmen wollte, kam es zu der Verletzung. Die Polizei geht nicht von einer gezielten Attacke aus. Der Junge selbst wird wohl die Schule wechseln. Es gebe eine konkrete Perspektive, so das Kultusministerium.

Kretschmann warnt vor Dramatisierung

Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) warnte davor, den Vorfall zu dramatisieren: „Wir müssen nicht wegen jedem Einzelfall glauben, wir müssten die Welt ändern.“ Der ehemalige Gymnasiallehrer hat selbst in der Schule keine Gewalt gegen Lehrer erlebt. Das ist freilich auch schon mehr als zwanzig Jahre her.

Die Grundschulen seien für die pädagogischen Herausforderungen, die sie zu bewältigen hätten, nicht ausgestattet, sagt Ricarda Kaiser, die Vorsitzende der Fachgruppe Grundschulen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Die Inklusion, das Unterrichten von traumatisierten Flüchtlingskindern, die Einbindung verhaltensauffälliger Schüler habe die Arbeit an Schulen sehr verändert. „Wir fordern seit Jahren, dass Grundschulen personell besser ausgestattet werden müssten.“ Laut Kultusministerium gibt es im Land 194 Stellen für Schulpsychologen, an den 21 Staatlichen Schulämtern angesiedelt sind.