Die Stuttgarter Metal-Band „Way to Bodhi“ hat einen Weltrekord aufgestellt: Der Bass, den die Band einsetzt, spielt den tiefsten Ton der Welt. Zu hören ist er allerdings nur über spezielle Lautsprecherboxen.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Ein Auto kann jeder tiefer legen. Bei einem Bass und einer Gitarre sind das jedoch richtige Kunstgriffe. „Das Stimmen erfordert eine gewisse Hartnäckigkeit“, sagt MP, der Gitarrist der Stuttgarter Metal Band Way to Bodhi. Am Mittwoch haben die Musiker einen Weltrekord im „tief“ spielen aufgestellt: 15,2 Hertz ist die Frequenz des H, das der Spezialbass der Band hergibt. Damit sind die Stuttgarter spitze und können sich jetzt „tiefste Band der Welt“ nennen.

 

Wie alle vier Mitglieder nennt MP seinen richtigen Namen nicht in der Öffentlichkeit und trägt wie die anderen auch beim Spielen eine weiße Maske – nur der Sänger geht ohne. „Wir wollen, dass sich unser Publikum ganz auf unsere Musik konzentriert“, lautet die Erklärung für die Maskerade. Deshalb wunderten sich am Mittwochnachmittag einige Studenten im physikalischen Institut der Universität am Pfaffenwaldring über weiß maskierte Gestalten. Dort wurde der Rekordton von Physik-Fachkraft Christian Tannrath mit Hilfe eines Oszilloskops registriert. „Das Gerät misst Spannungen mit weiten Frequenzen“, erklärt er, bevor er den Bass an das Messgerät anschließt. Einige Ausschläge nach oben – und die 15 Hertz, die die Musiker angepeilt haben, sind schnell erreicht. Einzig die Zuhörer kommen nicht auf ihre Kosten. „Ich höre nichts“, sagt einer der Anwesenden aus dem Musikbusiness.

Der Ton wird im Physikinstitut der Uni gemessen

Tatsächlich ist dieser Ton so tief, dass er außerhalb der menschlichen Hörschwelle liegt, sagt Bérénice-Anouck Schneider, die die vier Heavy Metaller promotet. Im Institut ist nur der Ausschlag auf dem Schirm zu sehen, zu hören ist rein gar nichts. Aber auf der CD und im Konzert ist der welttiefste Metal-Musik-Ton dann doch wahrzunehmen, denn spezielle Basstürme bringen das rüber, was den Reiz dieses Musikstils rund um den Globus ausmacht: tiefe Töne. In ihrem Frequenzbereich haben die Stuttgarter nur eine einzige Band aus den USA als Konkurrenz.

Way to Bodhi – was soviel bedeutet wie „Der Weg zur Erleuchtung“ – haben für ihre Musik die Instrumente getunt. Der Bass hat einen deutlich längeren Hals. „Er ist etwa eine Männerhand länger als der einer normalen Bassgitarre“, erläutert MP. Auch die Saiten sind imposant. Die dickste der vier – diejenige, die den Weltrekordton erzeugt, der im Notensystem gar nicht mehr vorkommt – ist ein veritables Stahlseil: doppelt so dick wie die dickste Saite eines normalen Basses. Der Hersteller dieser Spezialsaiten hatte letztlich die Idee, den Weltrekord aufstellen zu lassen.

Auch die Gitarre muss tiefer gestimmt werden

Damit ihre eigenen Stücke musikalisch wie aus einem Guss klingen, haben die vier Metaller lange getüftelt. „Die Gitarre ist normalerweise eine Oktave höher als der Bass“, sagt Schneider. „Wenn nur der Bass extrem tief ist, knallt die Musik auseinander.“ Deshalb ist die Gitarre der Band so gestimmt wie ein normaler Bass. Das Tonhöhenverhältnis stimmt wieder. Eineinhalb Jahre haben die vier Musiker an diesem Sound gebastelt. Ihr neues Stück mit dem tiefsten H spielen sie am 9. Mai in der Filderhalle in Leinfelden von 14 Uhr an beim Guitars United Festival – dieses Mal akustisch wahrnehmbar. Der Veranstalter Nils Jakoby, der als Zeuge bei der Aufstellung des Weltrekords dabei war, hat für das spezielle Hörgerät – also Boxen – gesorgt.