Bei der Mitte Januar beginnenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie droht eine Konfrontation. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf hält die Vorschläge der IG Metall zur geforderten Bildungszeit für ungeeignet.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Am Dienstag will die Große Tarifkommission der IG Metall Baden-Württemberg ihre Forderung für die Tarifrunde festziehen. Am Donnerstag folgt der Vorstandsbeschluss in Frankfurt. Neben ihrer Forderung nach 5,5 Prozent mehr Gehalt will die Gewerkschaft die Altersteilzeit fortführen und den Einstieg in eine Bildungsteilzeit durchsetzen. Der Vorsitzende Detlef Wetzel nennt die drei Punkte ein „unaufschnürbares Gesamtpaket“.

 

Auf der Gegenseite macht sich zunehmend Unmut breit. Neben der „zu hohen Entgeltforderung“ kritisiert Südwestmetall-Chef Stefan Wolf den verlangten Anspruch auf eine vom Arbeitgeber bezuschusste Teilzeit zur persönlichen Qualifizierung. „Wir sind jederzeit bereit, mit der IG Metall konstruktiv über das Thema Weiterbildung zu sprechen“, sagte er der StZ. Diese sei aus Arbeitgebersicht von enormer Bedeutung und liege im Interesse der Betriebe. „Aber wir wollen keine tarifliche Lösung, die Unternehmen nur zusätzliche Lasten aufbürdet und Vorschriften macht.“

Das Finanzierungsmodell kommt schlecht an

An der Bildungsteilzeit könnte sich eine massive Konfrontation entzünden, wenn sich die IG Metall schon jetzt auf konkrete Modelle festlegt. Wolf hält deren öffentliche Vorschläge für ungeeignet, um Weiterbildung in der Industrie voranzubringen: „Wenn dies in eine Maximalforderung mündet, hinter die die Gewerkschaft in der Tarifrunde nicht mehr zurückfallen kann, werden wir kein gutes Ergebnis bekommen“, mahnte er.

Speziell an dem von der IG Metall erwogene Finanzierungstarifvertrag nehmen die Arbeitgeber Anstoß. Die Gewerkschaft will Fonds einrichten mit den paritätisch eingebrachten Beträgen zur Förderung der Altersteilzeit, also je 0,4 Prozent der jährlichen betrieblichen Bruttoentgeltsumme, plus jeweils 0,1 Prozent für die Weiterbildung – insgesamt 1,0 Prozent. Über die Verwendung der Summen soll mitbestimmungspflichtig im Betrieb entschieden werden: Je nach Priorität ginge ein Teil in die Altersteilzeit, der Rest in die Bildung.

Bestätigt sieht sich die Gewerkschaft von einem Gutachten, das IG Metall und Gesamtmetall bei den Wirtschaftsprüfern von Pricewaterhouse-Coopers (PwC) zur Rückstellungspraxis bei der Altersteilzeit bestellt hatten. Der Vorteil ihres Modells wäre es, dass weitere Elemente eines künftigen Demografie-Tarifvertrags (etwa Pflegezeiten), die erst später diskutiert werden sollen, ebenso über diesen dann wachsenden Topf finanziert werden könnten. Wolf warnt jedoch, schon in der Vergangenheit seien immer wieder Betriebe wegen einzelner Tarifregelungen oder zunehmender Regulierungen aus der Tarifbindung ausgeschieden. Diese Gefahr drohe auch jetzt.